Outsiders Joy – Eine Frage der Perspektive (2022, Hulk Räckorz)

„Punkrock war, Punkrock ist, Punkrock wird sein!“

Wenn Bands ein Vierteljahrhundert lang unterwegs sind, dann darf schon mal das Wort „Institution“ fallengelassen werden. Dass dies im (Deutsch-)Punk-Zirkus nicht zwingend mit gesteigerter Popularität einhergehen muss, unterstreichen auch OUTSIDERS JOY. Das Wirken der Kölner orientiert sich an den Wegbereitern WIZO, was Kritik und ironische Anflüge in beachtlicher Manier zusammenbringt. Mit „Eine Frage der Perspektive“, Album Nummer fünf, hat das Trio sein 2020 vollzogenes Bandjubiläum verschoben. Corona und so. Also wurde der hauseigene Party-Express mit zwei Jahren Verspätung auf die Reise geschickt. Das Warten, so viel sei verraten, hat sich gelohnt.

Denn die Spielfreude der während der Pandemie-bedingten Isolation entstandenen 14 Songs – das aus tierischer Warte erzählte „Fritz & Flipsy“ nimmt auf die temporären Corona-Auswirkungen für die Natur Bezug – ist immens. Dabei packt die Platte durch ein breites melodisches Spektrum und Texte, deren klare Kante mit stattlichem Unterhaltungswert (und vereinzelten Ska-Abstechern) versehen wird. So geht es u. a. um Selbstreflexion („Punkrock wird sein“, „Dämon“), AfD-Bashing („Bessere Welt“), Weltschmerz („Halleluja“), Holocaust-Leugnung („Das schlimmste Kapitel“), Flüchtlingskindertraumata („Kinder in Kriegen“) oder Lokalverbundenheit („GMC“).

An der grundlegenden Herangehensweise der Domstädter hat sich nichts geändert. Nur wirkte das Ganze nie so ausgereift wie hier. Dafür steht auch die einzige englischsprachige Nummer, „Actions Speak Louder Than Words“, die sich ebenfalls reibungsfrei ins Gesamtgefüge von „Eine Frage der Perspektive“ einfindet. Substanzverlust ist selbst dann nicht zu befürchten, wenn OUTSIDERS JOY mit „Liebe wird siegen“ zum Abschluss eine Ballade schmettern. Kurzum: Das bislang beste Werk der Rheinländer.   

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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