Operation: Overlord (USA 2018)

„A thousand-year reich needs thousand-year soldiers.“ – Wafner

Krieg ist der blanke Horror. Regisseur Julius Avery („Son of a Gun“) nimmt diese gemeingültig plakative Phrase wörtlich – und konfrontiert ein US-Himmelfahrtskommando während der D-Day-Invasion mit den Auswirkungen schändlicher Nazi-Experimente. Das klingt nach klassischem Bahnhofskino, nach B-Stoff für die qualitätsresistente Klientel. Doch Produzent J.J. Abrams („Mission: Impossible“) beweist sicheres Gespür für sympathisch überschaubar dimensionierte Unterhaltung mit partieller Blockbuster-Anmutung. Als großer Pluspunkt erweist sich dabei, dass die Figuren aller Übertreibung zum Trotz ernstgenommen werden. Der reale Hintergrund des Zweiten Weltkriegs bewahrt so zumindest unterschwellig seinen Schrecken. 

Das beweist Avery vor allem beim atemlosen Auftakt, der „Der Soldat James Ryan“ in Sachen unmittelbarer Erfahrbarkeit Konkurrenz macht. Anstatt zur See und am Strand der Normandie nur eben in der Luft. Denn die Einheit von Sergeant Rensin (Bokeem Woodbine, „Riddick“) soll via Flugzeug hinter die Linien der Deutschen gelangen und einen Störsender in einem kleinen französischen Dorf ausschalten. Die strategisch bedeutsame Mission droht im schier endlosen Flakfeuer der Wehrmacht jedoch zu scheitern, bevor sie begonnen hat. Mit der Konsequenz, dass das Flugzeug – und ein beträchtlicher Teil der Insassen – in Fetzen geschossen wird. Am Boden versammeln sich mit Corporal Ford (Wyatt Russell, „Blaze“) sowie den Gefreiten Boyce (Jovan Adepo), Tibbet (John Magaro, „War Machine“) und Chase (Iain De Caestecker, „Lost River“) lediglich vier Überlebende, um den Auftrag auszuführen.   

Dass die auf bewährte Stereotypen heruntergebrochenen Figuren plastisch wirken, ist den wonnigen Darstellern zu verdanken (in einer Nebenrolle: „Game of Thrones“-Star Jacob Anderson); und dem Skript von Billy Ray („Captain Phillips“) und Mark L. Smith („The Revenant“), das die verschiedenen Genre-Topoi in stimmiger Balance hält. Ihren Anteil daran haben zwei weitere wichtige Figuren: Chloe (Mathilde Ollivier, „Boss Level“), eine junge Französin, die den Fallschirmjägern in der Nähe des Zielortes Unterschlupf gewährt, sowie der befehlshabende SS-Offizier Wafner (einmal mehr großartig chargierend: Pilou Asbæk, „Borgen“). Der überwacht die vorzugsweise an Dorfbewohnern praktizierten Experimente, bei denen Tote zum Leben erweckt und mit übernatürlichen Kräften versehen werden. Dass der dafür eingerichtete Laborkomplex unter jener Kirche liegt, die auch besagten Störsender beherbergt, stellt die US-Soldaten vor beträchtliche Herausforderungen.     

Die Motive von „Overlord“, so der verknappte Originaltitel, sind hinlänglich bekannt. Sie reichen von Kriegsfilm- über Zombie-Klassiker bis hin zu Videospielen der Gewichtsklasse „Wolfenstein“. Garniert wird die daraus destillierte, auf ironische Entzerrung dankenswerterweise verzichtende Gemengelage mit dosierten Schocks und blutiger Eskalation. Das Tempo wird zugunsten der übergeordneten Atmosphäre nur partiell angezogen – gerade in Hälfte eins. Die Schauwerte des Films werden somit schrittweise enthüllt, selbst wenn der grundlegende Ablauf vorhersehbaren Mustern folgt. Die sympathisch bodenständige Umsetzung unterstreicht, dass das Ziel eines (vergleichsweise) kleinen, dreckigen Genre-Werks nie aus den Augen verloren wird. Der Unterhaltungswert fällt entsprechend hoch aus.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)     

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