Musik für den guten Zweck. Im Independent ist das nicht ungewöhnlich. Wenn dieser meist auch ideologischer Natur ist. Bei „International You Day“ entschieden sich die Osnabrücker Folk-Rocker NORTH ALONE für den klassischen Ansatz: die Spendenaktion. Dazu coverten sie einen beliebten Klassiker der kalifornischen Melo-Punks NO USE FOR A NAME. Deren Frontmann, der allseits beliebte Tony Sly, starb am 31. Juli 2012 im Alter von 41 Jahren. Der damit verbundene Verlust ist bis heute spürbar. Es ist seiner positiven Ausstrahlung und Energie – und natürlich seiner unbestreitbaren Qualität als Sänger und Songschreiber – zu verdanken, dass das Gedenken an ihn von Freunden und Fans kontinuierlich fortgeführt wird.
Der Song ist auf zwei Wegen erhältlich: als Download (mit reduziert-stimmigem Bonus-Track „Capo 4th Fret“) via Bandcamp und als Teil der 10″-EP „Rare & Short“. Einen Teilerlös spenden NORTH ALONE an die Tony Sly Foundation for Kids. Die von seinen Hinterbliebenen gegründete Organisation widmet sich der musikalischen Förderung von Kindern. NORTH ALONE interpretieren „International You Day“ akustisch angehaucht, zwar mit Geige, Schlagzeug und Stromgitarre, doch auch mit schmissigem Singer-/Songwriter-Charme. Sänger Manuel wird dabei von Jennie Cotterill von BAD COP / BAD COP unterstützt. Auch sie leistet (im Hintergrund) ihren Beitrag zur Atmosphäre der starken Cover-Version. Aber „Rare & Short“ bietet mehr. Deutlich mehr. Ein weiteres Cover etwa, nämlich den LAGWAGON-Evergreen „Violins“, der hier dem Titel entsprechend tatsächlich Streicher-Unterstützung erhält.
Die Herangehensweise ist dennoch im besten Sinne minimalistisch. Mit Gitarre und Geige bietet Manuel – wie auch beim abschließenden „Half Of the Trail“, exzellente Begleitklänge zum aufziehenden Herbst. Den Auftakt markiert das glänzende „The Romantic Sense of Rock’n’Roll“, das in Bandstärke mit Folk und Punk kokettiert. Dem folgt das ebenfalls von Akustikgitarre und Geige geprägte Titelstück, bei dem das Tempo jedoch gerade im Mittelteil deutlich angezogen wird. Streckenweise wirken die Instrumente wie entfesselt. Es muss ja nicht immer betulich melancholisch zugehen. Dafür steht auch „The Way“, das mit packendem mehrstimmigem Gesang glänzt und auch durch rhythmisches Händeklatschen eine eigene Dynamik entwickelt. Nicht allein aufgrund des guten Zwecks eine absolut lohnenswerte Scheibe!
Wertung: (8 / 10)