North Alone – Doppel-Feature (2023, Country Bumpkin Records/Mad Drunken Monkey Records)

Für viele heimische Künstler*innen führt der Weg der musikalischen Entwicklung irgendwann zur Muttersprache. So auch bei NORTH ALONE, dessen neuer Langspieler, „Doppel-Feature“, allerdings den Pfad der goldenen Mitte beschreitet. Will heißen, die 13 Songs werden in Teilen separat auf Deutsch und Englisch vorgetragen. Das mutet zunächst ungewöhnlich an, belegt im Detail aber die (textliche) Wandlungsfähigkeit des kreativen Schirmherren Manuel, der seine Musik wahlweise allein, im Duett mit Geiger So-Kumneth Sim oder im kompletten Bandverbund präsentiert.

Wie schon bei den letzten beiden Alben, „Punk is Dad“ (2020) und „Next Stop CA“ (2018), ist das Mittel der Wahl das letztgenannte instrumentale Kollektiv. Daraus ergibt sich eine Punk-Ausrichtung, die das Folk-Wurzelwerk überschattet, dabei aber keineswegs aushebelt. Das verdeutlicht zum Auftakt „Mehr als genug“ (auf Englisch: „More Than a Lot“), bei dem die melancholische Dreingabe einmal mehr durch Reflexion aus Punk-Warte gestützt wird. Ganz zu schweigen vom hymnischen Potential.

Selbiges wird mit „Ohne Jacke raus“ (englische Variante: „Who Disinfects the Disinfectant Bottle?“) vorerst auf die Spitze getrieben. Besser gelaunt kann die eigene Vergänglichkeit (mit Querschlägen Richtung Corona-Pandemie) kaum besungen werden! Nach „For Milo“ bedeutet „Dinosaurier & Monstertrucks“ (alternativ: „Monstertrucks & Dinosaurs“) Manuels zweite Ode an seinen Sohn. Müßig zu erwähnen, dass es dabei besonders emotional wird. Ungewohnt poppige Wege beschreitet der Osnabrücker mit „Kumpel in meiner Brust“ (in der Wiederholung: „Buddy in My Breast“), das eine Leichtigkeit mitbringt, die fraglos auf den Abwechslungsreichtum der Platte einzahlt.

Mit „XL-Punks“ (eigentlich „Extralarge“), „Das Underground“ („Romantic Sense“) und „San Fran-Tschüss-Co“ („Next Stop CA“) setzt es obendrein deutsche Versionen bewährter NORTH ALONE-Hits. Die englische Spiegelung der vier neuen Tracks wird auf der Quasi-B-Seite von „Doppel-Feature“ durch „Quarantine XL“, die mit Guido (DONOTS), Intruder Green (MASKED INTRUDER) sowie Zach und Angelo (BRACKET) namhaft unterstützte Zuhause-Zwangsinternierungs-Neuauflage von „Extralarge“ sowie einem vorlagengetreuen Cover des NOFX-Evergreens „Kill All the White Man“ (namentlich „KATWM“) ergänzt.    

Das Experiment der zweisprachigen Song-Präsentation ist definitiv gelungen. Nur die von Manuel via Social Media selbst gestellte Frage, welche Sprachversion besser gefällt, lässt sich kaum eindeutig beantworten. Denn einerseits verfügt seine Stimme bei englischen Vocals über ein gewisses atmosphärisches Plus, während das Referenzbeispiel „Ohne Jacke raus“ auf Deutsch optimaler funktioniert. Aber vielleicht ist der goldene Mittelweg ja auch hier ein zukünftiger Konzeptträger. Willkommen wäre eine Fortsetzung von „Doppel-Feature“ nämlich ohne jede Frage.   

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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