NoRMAhl – Live in Bayernland (2018/2019, 7hard/7us/Hulk Räckorz)

Früher, in unbedarften Jugendtagen, stand der Name NORMAHL für Spaß-Punk. Mit Gassenhauern der Güteklasse „Fraggles“ oder „Der Biervampir“ boten die (Quasi-)Stuttgarter Veteranen den trefflichen Soundtrack für alkoholgetränkte Party-Zeiten. Der darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der politische Protest beim heimischen Klassiker nie zu kurz kam.

Mit „Live in Bayernland“ legte die Genre-Institution Ende 2018 ein weiteres Live-Album vor – das vierte offizielle in mehr als vier Jahrzehnten bewegter Bandgeschichte. Der wird auch bei der Auswahl der insgesamt zwanzig Songs (zumindest auf der 2019 nachgeschobenen, um zwei Tracks ergänzten Vinyl-Version) Rechnung getragen, die während eines Auftritts in Landshut im Februar 2018 – anlässlich des 40-jährigen Jubiläums – aufgezeichnet wurden.

Denn der Auftakt, der u. a. mit „Am Tage X“, „Keine Überdosis Deutschland“ und „Schlägerpolizist“ hochkarätig einsteigt, steht für den (musikalischen) Widerstand, das Aufbegehren und die auch nach all den Jahren noch berechtigte Wut. Die äußert sich auch im kurzen Kommentar von Frontmann Lars Besa (vor „Freiheit“) zur plötzlichen, 2013 von Hausdurchsuchungen begleiteten Indizierung der 1982 veröffentlichten zweiten Platte „Ein Volk steht hinter uns“.  

Der Sound von „Live in Bayernland“ überzeugt, gerade weil dessen Volumen nicht erkennbar macht, ob NORMAHL nun auf kleiner oder großer Bühne auftreten. Das Salz in der Suppe bildet dabei auch diesmal die Anteilnahme des Publikums, die durch rege Chöre und stattlichen Jubel konstant beachtlich ausfällt.

Angesichts zeitloser, weitgehend betagter Brecher des Kalibers „Es ist an der Zeit“, „Deutsche Waffen“, „Trümmertango“, „Söldner“, „Geh wie ein Tiger“, „Hans im Glück“, „Es ist und bleibt ein langer harter Weg“, „Drecksau“, „Weiße Mäuse“ oder „Punk ist keine Religion“, kann von Ermüdungserscheinungen ohnehin keine Rede sein.

In Hälfte zwei rücken die spaßigen Nummern vermehrt ins Zentrum – darunter auch die „Fraggles“ und der „Biervampir“. Mit ihnen kehrt das Gefühl jener unbedarften Jugendtage zurück. Im gesunden Mix mit der erwachsenen Wut der unverhohlen kritischen Stücke wird die Scheibe so zur Zeitreise mit willkommener politischer Verwurzelung in der Gegenwart. Genau das ist es, was die Relevanz einer Band wie NORMAHL auszeichnet. Ihren Fans sollte das aus den Herzen sprechen.  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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