Interview mit Goldzilla (Juli 2020)

Stellt GOLDZILLA und die beflissenen Individuen dahinter doch einleitend kurz vor.

GOLDZILLA ist eine dreiköpfige Deutschpunkband. Wir trinken gern Sake, haben wir aber noch nie.

Auch wenn es hier vorrangig um die Musik gehen soll, ist die Corona-Krise gegenwärtig doch noch immer das beherrschende Thema. Wie hat euch die aktuelle Extremsituation getroffen – und was sind eure Maßnahmen, um der gegenwärtigen Zwangsreduktion des kulturellen Angebots zu widerstreben?

Getroffen hat uns, dass wir kurz vorm Lockdown 19 Konzerte für dieses Jahr auf dem Zettel hatten, die nun alle wegfallen. Wir konnten außerdem nicht arbeiten, was zwar nicht ohne ist, aber uns unterm Strich eher gefreut hat.

Mit Beginn der Lockerungen haben wir wieder angefangen zu proben und Songs zu schreiben und direkt mal in der Tonmeisterei Oldenburg angerufen. 2021 wird lit!

Vielerorts wurden Hilferufe laut, um subkulturelle Einrichtungen und Konzertstätten vor dem finanziellen Niedergang zu bewahren. Wie bewertet ihr die Situation, in der das Publikum – oder in Teilen eben die Szene – Versäumnisse der Politik aufwiegen muss?

Wir können uns gut vorstellen, dass die Bundesregierung nicht allzu sehr daran interessiert ist, die ganzen Clubs und Bars aktiv am Leben zu halten. Allein in Berlin gibt’s schon seit Jahren Konzertlocations und Jugendzentren wie z.B. das Drugstore, die ersatzlos ihre Räume verlassen müssen, um Platz für Bürogebäude, Hotels und Gentrifidingsbums zu schaffen.

Viele kleine Locations werden ehrenamtlich geführt. Covid hat auf diesen Missstand nochmal extra aufmerksam gemacht, aber vorhanden war die Situation ja schon länger.

Zahlreiche Bands und Künstler halten ihr Publikum in Zeiten des „Social Distancing“ mit Proberaum- und Wohnzimmer-Darbietungen bei Laune. Habt ihr etwas Vergleichbares geplant – oder vielleicht schon in die Tat umgesetzt?

Um PARKPLATZBLICK zu zitieren: „Schlimmer als dein Akustikpunkrock ist nur Powermetal.“ Es gab nicht allzu viele Streams, die uns qualitativ überzeugt haben.

Ein positiver Nebeneffekt der Krise schien zunächst die Offenlegung politischer Unfähigkeit populistischer Politiker zu sein. Doch mit dem gegenwärtigen Schaulaufen der Verschwörungstheoretiker kehrt sich diese Tendenz teilweise um. Wie kann den Xavier Naidoos aus eurer Warte begegnet werden, damit die kruden Weltbilder nicht noch breitere Anerkennung erfahren?

Egal wie voll die Bullshitkiste ist, der Xavier kann immer noch was Naidoo!

Man darf die Menschen, die den ganzen Quatsch aus Unsicherheit heraus glauben, nicht direkt aufgeben. Am effektivsten ist es da immer noch, im eigenen kreis anzusetzen: Redet mit euren Freunden, euren Familien. Menschenfeindlichkeit ist keine Meinung!

Nun aber tatsächlich zu eurer Musik: Mit „Goldzilla vs Robohitler“ habt ihr im vergangenen Jahr eure jüngste EP herausgebracht. Was könnt ihr über den Produktionsprozess der Scheibe erzählen?

Wir haben uns mit Henner, der die EP aufgenommen hat, direkt super verstanden. Er hat direkt gesehen, was unsere Musik gebraucht hat und entsprechend fließend lief die Arbeit.

Die Songs haben wir in drei Tagen live eingespielt und ein paar Overdubs ergänzt. Für das Outro von „Cops oder Zahlen“ standen wir stilecht in einer Telefonzelle! Und da steht ein lebensgroßer Pappe-Elvis rum.

Musikalisch bietet ihr ein vielseitiges Potpourri aus Punk, Hardcore, Post-Rock und Grunge und scheut selbst nicht vor Synthie-Einschlägen zurück. Damit klingt auf der EP kein Song wie der andere. Wie viel Planung und wie viel Spontaneität stehen hinter der Entwicklung der sechs Stücke?

Wir schauen uns grad alle fragend an und stellen fest, dass wir echt nie irgendwas planen. Auf einen Sound festlegen wollen wir uns nicht und sortieren auch Songs aus, die wir zu schondagewesen finden. Schreiben können wir mittlerweile nur noch zu dritt.

Wo liegen eure kreativen Wurzeln und von welchen Bands und Künstlern seht ihr euch am stärksten beeinflusst?

Heineken. Musikalisch sind’s viel zu viele Einflüsse, um sie hier festzuhalten. Wir haben jeder einen breit gefächerten Musikgeschmack jenseits von Punkrock und Schmunkschmock.

Textlich geht es bei euch bevorzugt kritisch zu. Welche Botschaften wollt ihr mit eurer Musik transportieren?

Klare Botschaft: Sei halt einfach nicht scheiße!

„Goldzilla vs Robohitler“ ist in Eigenregie entstanden. Ist der DIY für euch künstlerische Herzensangelegenheit oder hat die Suche nach einem geeigneten Label-Partner bislang einfach zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis geführt?

Wir sind überzeugt DIY und unser DIY könnte andere DIYs verhauen. Mindestens!

Diese 161 Kassetten haben wir mit einem Doppeltapedeck bespielt bei dem ein Tapedeck nach einer halben Stunde kaputt war. Danach Kassettenhüllen knicken und bekleben, Kassetten goldsprühen und bestempeln, Booklets falten…

Sollten wir doch mal an ein Label geraten, wären uns DIY-Aktionen trotzdem sehr wichtig.

Was sind eure Pläne für die zweite Jahreshälfte?

Heineken. ‚Ansonsten Pre-Produktion für die neue EP und Halt-Stop-Polizei spielen. An Konzerte glauben wir dieses Jahr nicht mehr.

Und auch die abschließenden Worte gebühren euch:

Schaut euch öfter Babyenten an, folgt alle @sodastreamfan, hört nicht auf euren internalisierten Rassismus zu hinterfragen, die Polizei schützt Eigentums- und Machtverhältnisse und nicht die Menschen.

Kussi – eure Goldies!

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