Die USA haben ein Drogenproblem. Nicht allein dank Kokain oder Heroin, sondern auch durch opioide Schmerzmittel wie Oxycontin. Die starken Medikamente wurden erst massenhaft verschrieben und – als das Ausmaß der grassierenden Abhängigkeit bemerkt wurde – letztlich so stark reguliert, dass sich zahlreiche Suchtkranke anderen, einfacher zu beschaffenden und obendrein günstigeren Drogen zuwandten. Mit „Oxy Moronic“ haben NOFX die Absurdität dieses nationalen Skandals 2016 als Mid-Tempo-Smasher mit gewohntem Biss und intelligenten Wortspielereien aufbereitet.
Der als Teil des (noch) aktuellen Albums „First Ditch Effort“ herausgebrachte Song bekam eine eigene Vinyl-Single spendiert – mit einem aus Pillen formierten Bandlogo auf dem Cover und verschiedenen, bekannten Pharmazeutika nachempfundenen Farbgebungen. Die größte Auflage erschien in „Oxy“ Weiß; daneben wurden die Fans u. a. mit „Percocet“ Gelb geködert. Als besonderes Schmankerl bietet die 7“ auf der B-Seite eine Demo-Version von „Oxy Moronic“. Das ist zunächst – insbesondere aus der Perspektive von NOFX – nichts Besonderes. Doch statt des üblichen, nah an der Albumversion rangierenden Vorgriffs, präsentieren die Westküsten-Punks eine nahezu gänzlich abweichende Variante.
Nicht allein das Tempo ist höher, auch Rhythmus und Melodieführung erweisen sich bei der soundtechnisch schwächeren Blaupause als divergierend. Ganz zu schweigen vom Text, der zwar verschiedene gleichlautende Bausteine der Lyrics aufweist, sich anstelle des gesellschaftlich umfassenderen Terminus „Oxy Moronic“ aber auf „Oxy Moron“ beschränkt – und damit eher ein exemplarisches Einzelschicksal aufgreift. Die Gegenüberstellung weckt Neugier, vorrangig darauf, wie der Veränderungsprozess vonstattenging und aus einem rauen, weitgehend soliden Track das wesentlich spannendere Endprodukt wurde. Für die Anhängerschaft von NOFX ist die 7“ glasklares (oder besser: „Oxy“-weißes) Pflichtprogramm. Allein schon ob der nur auf dieser Single erhältlichen B-Seite.
Wertung: (7 / 10)