NOFX – Double Album (2022, Fat Wreck)

Zum 40. Bandjubiläum lösen sich NOFX auf. Doch bis der Abschied vollzogen ist, begeben sich Fat Mike & Co. auf Konzertreisen in weltweit 40 Städte, um jeweils 40 Songs zu spielen. Teil des Vermächtnisses sollen zudem weitere Platten sein. Denn vor und während der Corona-Pandemie hat das Quartett dutzende Songs geschrieben. Ein Teil davon wurde Anfang 2021 als „Single Album“ veröffentlicht, ein weiterer zum Ausklang des Folgejahres als „Double Album“. Wie weit der Fundus der darauf enthaltenen zehn Stücke zurückreicht, zeigt etwa die digital bereits 2018 zugänglich gemachte Stephen-Hawking-(Schmäh-)Ode „Is It Too Soon If Time is Relative“ (ursprünglicher Titel: „There’s No ‚Too Soon‘ If Time is Relative“), die, wie eigentlich das Gros der Platte, im Rahmen der 2020er „7″ of the Month Club“-Serie erstveröffentlicht wurde.

Der Reiz aus Fan-Warte liegt u. a. darin begründet, dass die neuen Versionen den erforderlichen Feinschliff erhalten haben. Aber apropos Fan-Warte: Mit seinen zunehmend selbstreflexiven (und -referenziellen) Inhalten (siehe „Fuck Day Six“) hat Fat Mike in der jüngeren Vergangenheit nicht durchweg den Nerv des Zielpublikums getroffen. Häufig steht die Melancholie und nicht das Feuerwerk im Fokus. Diese Kritiker*innen werden sich mit „Double Album“ ebenso bestätigt fühlen wie jene Befürwortenden, die im Entwicklungsprozess der Band einen Zugewinn sehen. Aber wie man es auch dreht und wendet: NOFX bleiben selbst auf ihre alten (und letzten) Tage Garanten für hochklassige Genre-Beschallung. Das zeigen u. a. Hits wie „My Favourite Enemy“, das von Eric Melvins markantem Plärrgesang unterstrichene „Don’t Count On Me“, das obendrein mit Ska- und „Star Trek“-Vergleichsausklang aufwartet, „Alcopollack“ oder „Three Against Me“.

Dass der Klassiker dabei nicht durchweg an seine Glanzzeiten (und Referenz-Outputs) heranreicht, schien bereits gemessen am Auskommen des direkten Vorgängers absehbar. Doch bei aller zwischenzeitlichen Routine beweisen NOFX auch diesmal stattlichen Unterhaltungswert, der mit eingestreuten Orgel-Momenten („Johanna Constant Teen“), variablen Gitarren („Punk Rock Cliche“) oder Mikes noch immer herausragendem Bass-Spiel Abwechslungsreichtum offenbart. Von bloßem Ideen-Recycling kann damit auch auf Album Nummer 15 keine Rede sein. Der Vierer dürfte demnach spätestens dann schmerzlich vermisst werden, wenn die prägnanten Hits aus vier Dekaden NOFX nur noch auf Konserve erschallen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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