„Wir malen uns die Welt, wie sie euch nicht gefällt. Wir wollen mehr und mehr, bis ihr uns endlich hört.“ – ‘Faust‘
Post-Hardcore ist nicht gleich Post-Hardcore. Die einen interpretieren ihn vornehmlich brachial, als Potpourri aus Wut und Verzweiflung. Wieder andere setzen auf atmosphärische Weitschweifigkeit und ein eher gedämpftes Gefühlspanoptikum. Die Schweizer*innen von MR. LINUS dürfen der zweitgenannten Kategorie zugeschrieben werden, pflegen dabei aber einen dezent reduzierten Sound, der das Attribut Hardcore mehr streift denn vehement repräsentiert.
Trotzdem mangelt es der Musik des Trios auch auf der zweiten EP, „Aporie“, nicht an Intensität. Dafür steht bereits „Faust“, dessen streckenweise mehr gesprochene denn gesungene deutschsprachige Vocals von einem kreativen Ansatz künden, der Experimente keinesfalls als Ausnahme begreift. In den Texten schwingt beständig Weltschmerz mit. Das passt zur dezenten Sperrigkeit, die bei „Norden“ (wie auch „Piratin // Alles oder nichts“) durch den einschmeichelnden Gesang und die butterweiche Gitarre aber ein deutliches Mehr an Zugänglichkeit verzeichnet.
Der Sound von MR. LINUS lebt auch von dieser stimmungsvollen Kontrastierung, die den Ausbruch vorrangig durch die Erhebung der beiden weiblichen Stimmen probt. Im Kombinat mit einer beständigen Tiefgründigkeit erwächst daraus ein faszinierender Klangkosmos, der am Ende der zwölf Minuten von „Aporie“ vor allem in ein Fazit mündet: bitte mehr! Wer die Band bislang nicht auf dem Zettel hatte, sollte dies schleunigst nachholen.
Wertung: (7,5 / 10)