Mindcage (USA 2022)

Blasse Farben und viel Regen. Das sind zwei der Grundzutaten des modernen Serienkiller-Thrillers. Die Blaupausen lieferten „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) und „Sieben“ (1995). Ihnen folgten zahlreiche Epigonen, die den neu gesetzten Standard so beharrlich wiederholten, dass er zum Klischee wurde (siehe etwa „Resurrection“, 1997). Ein weiteres Beispiel liefert „Mindcage“, in dem die Vorbilder so penetrant kopiert werden, dass es schon verdammt starke Charaktere bräuchte, diesen Malus aufzuwiegen. Tatsächlich liefert die Besetzungsliste mit John Malkovich („In the Line of Fire“), dem veränderungswilligen Komiker Martin Lawrence („Bad Boys“) und Robert Knepper („Prison Break“) Mimen von Format. Nur werden die vom Skript konsequent im Stich gelassen.

Fünf Jahre ist es her, dass Polizeiveteran Jake (Lawrence) den berüchtigten Serienmörder Arnaud Lefevre (Malkovich) zur Strecke brachte. Dessen Spitzname, „The Artist“, rührt von der Präparierung weiblicher Opfer im Stile klassischer Gemäldekunst. Der Ermittlungserfolg kostete Jakes Partner das Leben und ließ ihn selbst zerrüttet zurück. Umso schwerer wiegt eine Mordserie, die sich exakt an Lefevres Wirken orientiert. Um den Copy-Killer zu stoppen, erbittet Jakes junge Kollegin Mary Kelly (Melissa Roxburgh, „Manifest“) mit dem Segen von Sheriff Owings (Knepper) die Unterstützung des inhaftierten Vorreiters. Tatsächlich scheint Lefevre wertvolle Informationen liefern zu können, verlangt für seine Unterstützung aber die Aussetzung der über ihn verhängten Todessstrafe.

Der sparsam agierende Malkovich verleiht seiner Figur eine morbide Faszination. Allerdings ist er so vehement als kühler Stratege und Manipulator angelegt, dass die offensichtlichen Fußstapfen Hannibal Lecters nur umso größer erscheinen, je näher Regisseur Mauro Borrelli („WarHunt“) der rundheraus lächerlichen Auflösung kommt. Die übrige Besetzung wird wenig gefordert, was auch daran liegt, dass der 90-minüter mit einer Eile abgehandelt wird, die den Reißbrett-Charakteren keinerlei Raum zur Entwicklung zubilligt. Mehr noch agieren die Nebendarsteller Neb Chupin („Acceleration“) – als Gefängnisarzt Dr. Loesch – und Aiden Turner („All My Children“) – als Marys Ehemann – bar jeder Überzeugungskraft.

Aber genau das trifft letztlich auch aufs Drehbuch zu, das Verdachtsfährten streut, bis Lefevres plötzliche „Ich habe Ihnen nicht alles erzählt“-Offenbarung eine übersinnliche Konklusion herbeifabuliert. So wird aus einem ohnehin mäßigen Thriller am Ende einer, der einzig aufgrund seiner miserablen Finalwendung in Erinnerung bleibt. Blasse Farben und viel Regen reichen als Trägerelemente einfach nicht aus.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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