Megaton – Spielball (2021, Bakraufarfita Records)

Punk hat viele Gesichter. Und Bühnen. Im düsteren Keller hat er ebenso Platz wie im lichtdurchfluteten Stadion. Gefallen muss das nicht jedem, doch profitiert die stilistische Vielfalt von dieser gleichermaßen Untergrund wie Mainstream erfassenden Streuung beträchtlich. Der Sound von MEGATON verortet sie praktischerweise überall; mit der deutlichen Tendenz zu größeren Publikumskreisen. Denn bei den Heidelbergern trifft Deutsch-Punk auf Pop und Rock. Auf dieser Grundlage konnten ENGST unlängst Erfolge verbuchen, ohne auf politische Haltung zu verzichten. Warum also sollte das nicht auch bei „Spielball“, dem zweiten Langspieler des Trios um BUSTERS-Sänger Joe Ibrahim, funktionieren?

Der pop-punkige Auftakt „Das Ende“ legt mit Chören, leicht ins Ohr dringenden Texten und amtlichem Melodienspektrum den Grundstein der Platte. Die mitschwingende Kritik (hier auf das absehbare menschgemachte Ende der Welt) setzt sich in „Kämpfer der Liebe“, „Nicht allein“, „#Infleunza“ sowie dem Schlusspunkt „Erde brennt“ fort. Weniger aussagekräftig erscheinen hingegen Beiträge wie „Disco“, das auch im Repertoire von MONTREAL gut aufgehoben wäre, oder „“. Dass es an Hitpotential keineswegs mangelt, unterstreichen auch „Alles genauso“ oder das rollend rockige „Fan“. Etwas zu sehr in Richtung der großen Bühnen schielt „30.000 Mädchen“, dessen Schunkel-Rock in Manier von DIE TOTEN HOSEN & Co. voll auf Feuerzeugeinsatz und rhythmisches Sportklatschen setzt. Davon abgeshen ist „Spielball“ eine gelungene Platte, die der zeitgemäßen Vielseitigkeit des Punks vollauf entspricht.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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