Feuerwasser – Punklomerat (2020, Bakraufarfita Records/Broken Silence)

So mies die aktuellen Zeiten auch erscheinen mögen, dem Punk bieten sie ausreichend Gelegenheit, sich an bewährten Reizthemen abzuarbeiten. Ein (weiteres) Beispiel bieten FEUERWASSER mit „Punklomerat“. Ihr erster Langspieler in mehr als einer Dekade (und der dritte insgesamt) fußt auf Bereichen, die bedauerlicherweise bereits vor zwanzig Jahren belasteten: Nazi-Erstarkung, unreflektiertes Nachblöken, Religion, Krieg. Die dauerhafte Aktualität ist den Wittenern unmöglich zum Vorwurf zu machen; ebenso wenig, dass sie noch immer dagegen ansingen. Oder besser: angrölen.

Gemessen an der Stimmlage ist der Bandname Programm. Zumindest als Rezeptvorschlag für die morgendliche Rachenspülung. Die Menge an Chören sorgt indes dafür, dass das Reibeisen nicht zur dominierenden Instanz wird. Ganz zu schweigen von der Instrumentierung, die mit Wucht, Energie und Melodie bevorzugt den internationalen Genre-Sound bedient – zarte metallische Anlehnungen inklusive. Der stilistische Blick über den Tellerrand wird durch die Texte im Deutsch-Punk geerdet. Die heitere Zecken-Hymne „Scheiß drauf“ spricht da eine deutliche Sprache.

Die oben angeführten Themen erhalten u. a. in „Taubstummblind“, „Auferstanden“, „Die Katze im Sack“, „Hasserfüllt“ und „Das wird man wohl noch sagen dürfen“ Ausdruck. Gefühlig wird es nur vereinzelt, vorrangig beim kontrastierend optimistischen „Gefreut“. An stimmungsvoller Beschallung mangelt es „Punklomerat“ abseits aller kritischen Alltagsbetrachtung trotzdem nicht. Dafür sorgt, neben dem allseits stattlichen Tempo, auch die rockige Note. Balladen können andere schreiben, bei FEUERWASSER wird inspiriert geknüppelt. Und dass mancher Paarreim etwas holpert, geht im putzmunteren, von klarer Haltung geprägten Treiben letztlich unter. Hier geht es schließlich um Punk. Guten noch dazu. In miesen Zeiten kann es davon gar nicht genug geben.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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