„Große letzte Worte sind eigentlich entbehrlich.“ – ‘Das Schlimmste an der Offenbarung sind die Trompeten‘
Eins steht fest: KALLE sind Punk. Deutsch-Punk, um genauer zu sein. Doch KALLE sind noch mehr. Die Berliner versehen ihre Musik trotz klassischer Drei-Akkorde-Vollgas-Momente mit ausgiebig rockigen Abstechern und beugen diese mehr noch punktiert gen Metal. So werden auf dem Band-Debütalbum „Ey!“ sowohl der puristischen als auch der progressiven Klientel die Hände gereicht.
Eine weitere Auffälligkeit findet sich beim Gesang. Denn der erinnert streckenweise deutlich an die WOHLSTANDSKINDER. Instrumental passt der Vergleich hier und da ebenfalls, selbst wenn bei Beiträgen wie „Frau Hund“ auch mal WIZO durchscheinen. Nur die Maßgabe der Vorabsingle „Der zweite Song muss unbedingt ein Hit sein“ geht nicht ganz auf. Denn dies Credo gilt bereits für den Opener „Blümchen auf dem Ruhrpott Rodeo“. Was KALLE auszeichnet, ist der Mix aus variablem Tempo, kritischem Kontext und harmonischem Gesang. Und natürlich der über den Tellerrand des (Deutsch-)Punks hinausschielende metallische Gitarren-Einsatz.
Als veritable Hits entpuppen sich auch „Arbeiterarbeit“, „Das Schlimmste an der Offenbarung sind die Trompeten“, „Alter weißer Mann“, „Privat ist er eigentlich ganz nett“ oder „Mein Nachbar“. Ihrer düsteren Ader frönen KALLE u. a. mit „Tante Emma“, während das rockig-balladeske „Anstrengend, aber ohne Bedeutung“ sowie „Wenn es dunkel wird“ den partiell melancholischen Charakter der Platte betonen. Diese Diversität zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern sorgt auf „Ey!“ für die notwendige Abwechslung. So simpel wie der Bandname ist der gelungene Erstling daher keineswegs.
Wertung: (7 / 10)