Madagascar (USA 2005)

madagascarAnimationsfilme liegen voll im Trend und geben Hollywoods Studios die hoffnung an satte Gewinne zurück. Bestes Beispiel für volle Kassen waren die beiden „Shrek“-Filme, die in den USA gemeinsam locker etwa 700 Millionen Dollar einspielten und auch das Disney/Pixar-Pendant „Findet Nemo“ war kommerziell mit 340 Millionen Dollar nicht minder erfolgreich.

Doch der Animationsfilm ist keine reine Goldgrube, andere Filme dieser Art wiederum floppten – „Robots“ ist in diesem Zusammenhang mit knapp 120 Millionen Dollar ja schon fast als solcher zu bezeichnen – und auch der letzte Streich der Spielberg‘schen Produktionsschmiede Dreamworks, namentlich „Madagascar“, konnte die genannten Topfilme kommerziell nicht übertrumpfen. Wenn er mit bislang 180 Millionen eingespielten Dollar immer noch gut im Kurs liegt. Doch genug der schnöden Zahlen, denn vor allem qualitativ kann „Madagascar“ eindeutig nicht um die Königsklasse streiten, dafür fehlt es ihm eindeutig an Klasse und Witz.

Im New Yorker Zoo ist Löwe Alex (im Original mit der Stimme von Ben Stiller) der unumstrittene König, seine Auftritte legendär, seine Entertainment-Qualitäten über jeden Zweifel erhaben. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem Zebra Marty (Chris Rock), dem Nilpferd Gloria (Jada Pinkett Smith) sowie der hypochondrisch veranlagten Giraffe Melman (David Schwimmer), erfreut Alex jeden Tag unzählige Menschen, ein schöneres und erfüllteres Leben könnte es für ihn nicht geben. Sein bester Freund Marty jedoch sieht die Sache anlässlich seines zehnten Geburtstages ein bisschen anders und sehnt sich nach der Freiheit in der Wildnis, ohne aber genau zu wissen, was ihn dort erwartet bzw. wo er diese finden kann.

Sein Freiheitsdrang wird durch vier benachbarte Pinguine nicht geschmälert, die sich einen Tunnel direkt zur Antarktis schaufeln möchten. Durch dieses Loch entkommt auch Melman, dessen Fährte kurzerhand seine drei Freunde aufnehmen. Am Bahnhof werden sie geschnappt und zur Strafe auf ein Schiff gekarrt, dass sie in einen anderen Zoo verlegen soll. Auch die abtrünnigen Pinguine befinden sich an Bord, die schnell die Kontrolle über das Schiff erlangen und in dem ganzen Durcheinander die Kisten der vier Freunde über Bord gespült werden. Sie stranden auf einer verlassenen Insel, bei der Marty seinen Traum als erfüllt ansieht, Alex jedoch nicht ganz so begeistert von der neuen Umgebung ist.

Das es Dreamworks besser kann als hier, bewiesen sie bereits zweimal mit dem grünen Oger Shrek, der nicht nur Publikum, sondern auch Kritiker begeisterte. Dank vieler Anspielungen auf bekannte Filme, einiger derber Witze und völlig überzeichneter Figuren konnten sich nicht nur die Kleinen an dieser filmischen Kurzweil erfreuen, sondern auch ältere Kinobesucher wurden gleichermaßen unterhalten. Dies geht den Machern von „Madagascar“ leider ein wenig ab, denn die Kleinen werden an den Abenteuern der vier Zoo-Insassen (in der deutschen Version u.a. vertont von Jan Josef Liefers, Rick Kavanian und Bastian Pastewka) sicherlich mehr Freude haben als ihre älteren Kinobegleiter. Die Protagonisten versprühen meist eine leicht nervige Hektik, was schnell zu ersten Missstimmungen führt.

Zudem wirkt die Animation der Figuren ein wenig kantig und es wäre ungefähr so, als wenn man das erste „Tomb Raider“-Spiel mit dem letzten Output von Lara Croft vergleicht. Leicht überspitzt verhält sich so der Vergleich von „Madagascar“ mit „Shrek“ oder „Findet Nemo“. Leider mangelt es zudem am nötigen Witz. Zwar kann der Film auch einige vortreffliche Lacher landen, doch ein ähnliches Gagfeuerwerk wie es die bereits mehrfach erwähnten Animationshits waren, ist „Madagascar“ bei weitem nicht. Einige Anspielungen, die mehr auf ein erwachseneres Publikum abzielen, wurden zwar auch eingebracht (z.B. „Planet der Affen“, „American Beauty“), doch dominiert hier eindeutig ein bequemerer Humor, bei dem die Ellbogen meist schön am Körper liegen.

Die vier Tierfreunde sabbeln sich durch eine neunzigminütige Geschichte, die nie fesselt und neben dem permanent quasselnden Quartett auch keine Nebenbuhler zulässt. Die Lemuren gehen zwar in Ordnung, können aber leider auch nicht gänzlich überzeugen, wenn deren ausgiebige Tanzorgie zum Disco-Hit „I Like to Move It“ schon zu den Highlights des Films zu zählen ist. Auch Die Fantastischen Vier haben ihren Teil zu „Madagascar“ beigetragen, in Form von vier revolutionierenden Militär-Pinguinen, die nicht nur in der Lage sind, Löcher zu graben, sondern auch ohne Probleme ein Schiff kapern können. Ihre Auftritte sind leider ebenso ein wenig zu selten und die eine oder andere Minute Leinwandpräsenz mehr hätte nicht nur ihnen, sondern vor allem auch dem Film gut getan.

Moralisch einwandfrei nimmt die dröge erzählte Geschichte in der zweiten Hälfte etwas ernstere Fahrt auf, um allerdings auch hier nicht konsequent genug zu sein. Zu jeder Sekunde hat man als Zuschauer das offenkundige Ende vor Augen, alle Zuschauer über zehn Jahren wünschen sich hier die kindliche Naivität zurück. Schlecht ist sicherlich noch immer etwas anderes, doch wird man sich in ferner Zukunft bestimmt nicht unbedingt mit leuchtenden Augen an „Madagascar“ erinnern. Dies ist ausschließlich den großen Animationsfilmen vorbehalten und dazu gehört der lediglich solide Nachzügler mitnichten.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top