Man kann es nun so oder so sehen, alles hat seine guten und schlechten Seiten. Anspruchlose Comic-Fans können sich sicherlich glücklich schätzen, dass Hollywood ihnen mehrfach im Jahr den Gefallen tut und ihre Superhelden auf Zelluloid bannt. So viel zum Optimum, doch in der Realität werden Comic-Nerds gerne auch einfach mal des lieben Kommerzwillens wegen verarscht. Wer bitte braucht „Catwoman“, „Daredevil“ oder „Elektra“? Für jeden wahren Comicfan ist wohl jeder dieser Filme wie ein Schlag in den Unterleib. Und da sich Hollywood gerade mehr als umtriebig in der filmischen Verramsche von Comics jeder Art zeigt, kriegen auch Marvels „Fantastic Four“ ihr Fett weg, wobei deren erster Leinwandausflug noch eben so als okay durchgeht.
Die Geschichte von Stan Lees „Fantastic Four“ ähnelt der anderer Superhelden, wie sich auch der Großteil der Filme nicht groß unterscheidet. Unter der Führung des begnadeten Wissenschaftlers Reed Richards (Ioan Gruffudd) macht sich eine Gruppe von Gleichgesinnten auf, um im All kosmische Strahlungen näher unter die Lupe zu nehmen. Darunter befindet sich u.a. Victor von Doom (Julian McMahon), der das Experiment nicht nur finanziert hat, sondern auch noch mit der ehemaligen Freundin von Reed, Susan Storm (Jessica Alba), anbandelt. Diese befindet sich ebenso wie ihr Bruder Johnny (Chris Evans) und der Astronaut Ben Grimm (Michael Chiklis) an Bord des Raumschiffes, als dieses von einer kosmischen roten Wolke eingefangen wird und die Passagiere nur mühsam zurück auf die Erde gelangen. Dort angekommen und als gesund befunden, scheint zuerst alles wie gehabt. Bis jedoch jeder von ihnen unterschiedliche übermenschliche Kräfte offenbart. Während Reed an einer baldigen Rückkehr zum normalen Alltag der neuen Helden auf Hochtouren arbeitet, schmiedet Victor seine eigenen Pläne und nutzt die erworbenen Fähigkeiten zu seinem Vorteil.
Der nächste bitte! So oder zumindest so ähnlich kann man sich allmählich in die Kinos oder Videotheken begeben, um einfach mal den neuesten Hollywood-Versuch zu testen, einen seit Jahrzehnten angesagten Comichelden ehren zu wollen. Sicherlich, es gibt auch positive Ausnahmen wie einige „Batman“-Filme, „Spider-Man“ oder auch die „X-Men“, doch waren dort auch Künstler am Werk und keine Lehrlinge. Das Gros von Comicverfilmungen ist einfach schrecklich überflüssig und letztlich trifft dies auch auf die von Bernd Eichinger produzierten „Fantastic Four“ zu. Mit Regisseur Tim Story (der heißt echt so!) holte man sich direkt einen Mann ins Boot, der wohl noch nie ein Comic in den Händen hielt und bislang mit solch illustren Werken wie „Barbershop“ oder „Taxi Forever“ auf sich aufmerksam machte. Ein Umstand, der dem Film von Anfang bis Ende anheftet, denn so etwas wie eine klare Linie oder ein Konzept ist hier nicht zu erkennen.
Die Elemente des Films sind die üblichen, doch schafft es keiner der hier Beteiligten dem Film auch nur ansatzweise das zu geben, was die Comics ihrer treuen Fangemeinde seit über einem halben Jahrhundert bedeuten. Es rummst an allen Ecken und Kanten, mal ein wenig spektakulärer, meist aber auch einfach nur auf Mittelmaß gebürstet. Die Story ist dünn wie Tütensuppe und vor allem die zwanghaften Versuche auf witzig zu machen, scheitern in 95% der Fälle. Dafür sorgt vor allem Chris Evans („Voll gepunktet“), der hier den Part des absolut Zielgruppenorientierten coolen Superhelden mimt und alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der Trailer hält an dieser Stelle, was er verspricht. Jessica Alba („Sin City“) bleibt in jeder Sekunde schuldig, warum ausgerechnet sie für diese Rolle ausgewählt wurde. Nüchtern betrachtet soll sie gut aussehen und nutzlos in der Gegend rumstehen, was ihr auch unbestritten eindrucksvoll gelingt. Zu mehr reicht es aber nicht.
Für die äußerst beliebte Figur des „Ding“ verzichtete man auf computergenierte Effekte. Doch dafür schneiderte man Michael Chiklis („The Shield“) einfach ein mäßiges Karnevalskostüm auf den Leib. Der stets langweilige Ioan Gruffudd („King Arthur“) versprüht ebenso wie seine Film-Ex-und-bald-wieder-zukünftige-Freundin Jessica Alba nicht den Ansatz von Charisma. Dies mag man lediglich an mancher Stelle dem aus diversen TV-Serien bekannten Julian McMahon („Nip/Tuck“) anheften, doch stellt dieser auch auf anderer Seite einen der schlechtesten aller bisherigen Marvel-Schurken der Kinoleinwand dar. Es ist zwar nicht alles schlecht an diesem Film, aber die Geschichte der „Fantastic Four“ ist einfach eine typische Comicverfilmung ohne Herz und Seele. Trotz der miesen Schauspieler, einer 08/15-Geschichte und einer stumpfen Inszenierung ist der Streifen jedoch nicht ohne Kurzweil. Ohne Frage doof und für einen Kinobesuch auch nicht unbedingt zu empfehlen, für einen gepflegten Videonachmittag aber durchaus geeignet. Abhaken und der nächste bitte!
Wertung: (5 / 10)