Das Dschungelbuch 2 (USA 2003)

Es gibt Filme, die brauchen keine Fortsetzung. Disney hielt das ab den späten Neunzigern jedoch nicht davon ab, Trickfilm-Klassikern wie „Bambi“ (1942), „Aladin“ (1992) oder „Der König der Löwen“ (1994) meist fürs Heimkino produzierte Sequels zu spendieren. Dieser Vermarktungsstrategie sollte eigentlich auch „Das Dschungelbuch 2“ folgen. In verschiedenen Ländern, darunter Deutschland, lief die Video-Fortsetzung trotzdem auf großer Leinwand; angesichts des hierzulande geltenden Kult-Status des Originals keine große Überraschung. Trotz prominenter Originalsprecher, wiederum gelungener Synchronisation und moderner tricktechnischer Anmutung fällt das Ergebnis allerdings ernüchternd aus.

Zwei Jahre sind seit Moglis (im Original mit der Stimme von „The Sixth Sense“-Star Haley Joel Osment) Reise zur Menschensiedlung vergangen. Dort lebt er bei einer strengen Ziehfamilie (den väterlichen Stimmgeber markiert John Rhys-Davies, „Der Herr der Ringe“), zu der mit Shanti (Mae Whitman, „The Perks of Being a Wallflower“) auch jenes Mädchen gehört, das ihn mit ihrem Gesang einst aus dem Dschungel lockte. Ungeachtet des basalen Zugehörigkeitsgefühls zur neuen Heimat treibt ihn die Sehnsucht nach seinen tierischen Freunden um, allen voran den gemütlichen Bären Balu (John Goodman, „The Big Lebowski“). Dem ergeht es gleichsam, was den klugen Panther Baghira mit Besorgnis erfüllt.

Zurecht, denn als sich Balu in die Ansiedlung wagt und den Jungen mitnimmt, verfolgen Shanti und ihr kleiner Bruder Ranjan den vermeintlichen Entführer in den Dschungel. Dort droht Mogli jedoch noch immer Gefahr durch den Menschen hassenden Tiger Shir Khan, der nach der Schmach ihrer letzten Konfrontation darauf brennt, das Menschenkind in seine Klauen zu bekommen. Der Weg bis zum klärenden Aufeinandertreffen ist zunächst mit Fokus auf die menschlichen Figuren bedacht. Dabei belegen gerade die Song-Einlagen, dass der Aufguss dem Vorgänger – und mehr noch dessen unbekümmertem Charme – zu keiner Zeit das Wasser reichen kann.

Da hilft wenig, dass mit Elefanten-Colonel Hathi und der hinterlistigen Schlange Kaa (im Englischen beide vom langjährigen Disney-Sprecher Jim Cummings vertont) weitere beliebte „Dschungelbuch“-Charaktere in Erscheinung treten. Selbiges gilt auch für die Geier-Fraktion, deren betont humoriger Beifang Lucky im Original die Stimme von Pop-Ikone Phil Collins trägt. Die einzige fehlende (Haupt-)Figur ist Affenkönig Louie; für dessen erneute Verwendung hätte Disney Geld an die Erben des 1978 verstorbenen Originalsprechers Louis Prima zahlen müssen. So ist die Ruinenstadt zwar noch immer fest in Affenhand, nur muss das tolle Treiben diesmal ohne den unvergesslichen Herrscher auskommen.

Unter dem Strich muss dem zweiten „Dschungelbuch“ schlicht Einfallslosigkeit attestiert werden. Mehr noch wird die Zeitlosigkeit des Vorgängers durch allzu simple humoristische Anflüge konterkariert, die diesmal vorrangig auf eine kindliche Klientel zugeschnitten scheinen. Am Ende, wenn Shir Khan erneut bezwungen wurde, kommt auch die Moral nicht zu kurz. Immerhin muss Mogli durch Shanti und den von ihrem Vater organisierten Rettungstrupp erkennen, wo er wirklich hingehört. Als schnell verdaulicher Unterhaltungshappen erfüllt die immerhin turbulente, darüber aber keinesfalls weniger überflüssige Fortsetzung durchaus ihren Zweck. Mit einer ebenbürtigen Rückkehr der liebgewonnenen Figuren hätte wohl ohnehin niemand ernsthaft gerechnet.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

scroll to top