Last Boy Scout (USA 1991)

lastboyscoutZu Beginn der 90er waren die Actionhelden noch tough und nie um einen lockeren Spruch verlegen, im Wesentlichen aber vor allem erfolgreich. Ein paar Jahre später verblasste der Stern der Stallones, Schwarzeneggers und Willis‘ langsam. Doch bis dahin überboten sich die großen Drei mit immer größerem Budenzauber. 1991 kam Bruce Willis mit „Last Boy Scout“ in die Kinos und floppte kommerziell. An ihm lag es beileibe nicht, vielleicht eher an der unbequemen Machart des Films. Regisseur Tony Scott ließ jegliches Anstandsgebaren, jedwede Political Correctness außer acht. Wer damit keine Probleme hatte, für den gab es hier eine Menge Spaß, denn ein besseres Buddy-Movie hatte es seit „Lethal Weapon 2“ nicht gegeben.

Dass Jugendwächter und in Moralin getränkte Minderheitenbeschützer Scotts Werk nicht viel abgewinnen können, mag auf der Hand liegen. Tatsächlich überbietet sich der Film im Verlauf zunehmend durch puren Zynismus und comicartige Gewaltausbrüche. Der im Grunde für die Geschichte unnötige Fall in einen Hubschrauberrotor ist dabei lediglich die Spitze des Eisberges. Allerdings konzipierte Scott sein Werk – nach einem Drehbuch von Shane Black („Kiss Kiss, Bang Bang“) – vornehmlich für ein älteres und reiferes Publikum, welches den zynischen Humor des Film zu verstehen imstande ist. „Last Boy Scout“ mag vielleicht so etwas wie der „Gegner“ der heilen Hollywood-Welt sein, dessen ungemein hoher Spaßgehalt ist dennoch nicht von der Hand zu weisen.

Bruce Willis Charakter Joe Hallenbeck ist eine überstilisierte Darstellung seines John McLane. Dieser ist ganz unten angekommen, beruflich wie familiär. In seinem Wagen schlafend, die billigsten Jobs als Bodyguard (u.a. von Halle Berry, „Catwoman“) annehmend, weiß er um sein verkorkstes Leben, scheißt aber darauf zu jeder Sekunde. Er hätte es anders haben können, nahm aber den unbequemen Weg. Dies tut er auch während des Films, kein Schlag kann zu fest sein, keine Situation unangenehmer, als dass er sich nicht noch irgendwie einen toughen Oneliner aus dem Ärmel schütteln könnte. Anderorts mögen diese etwas aufgesetzt wirken, doch was Willis hier im Minutentakt entgleitet, reicht locker für fünf Filme.

An Willis‘ Seite überzeugt Damon Wayans („Auf Kriegsfuß mit Major Payne“), der den ebenso so wenig vorzeigbaren Sidekick mimt. Im Laufe des Films passt sich dieser seinem Partner („Was würde Joe jetzt tun? Er würde alle umbringen und ein paar Zigaretten rauchen.“) mehr und mehr an. Ein positives Gegengewicht zu Willis sucht man vergeblich. Die Action ist derweil nicht auf größeres Tamtam ausgelegt, hier und dort fliegt mal ein Auto in die Luft, doch der Großteil beschränkt sich auf den Schusswaffengebrauch. Diese werden rigoros eingesetzt, die Gewalt ist häufig Mittel zum Zweck. Allerdings ist diese derart überstilisiert, dass man sie (eigentlich) nicht ernst nehmen kann.

„Last Boy Scout“ ist filmgewordener Zynismus und Sarkasmus in Reinkultur, mit einem prächtig aufgelegten Bruce Willis als ausführendes Organ. Der Film muss nicht relativieren, die Protagonisten ihr Tun und Handeln später nicht bedauern. Der Film funktioniert gerade aus diesem Grund und selbst die hektische Clipästhetik eines Tony Scott vermag dieses in keinster Art und Weise zu trüben. Unterhaltung par Excellence auf allen Ebenen, besser und unterhaltsamer kann man ein Buddy-Movie (fast) nicht gestalten.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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