Die Filmkunst Asiens ist keinerlei Grenzen unterworfen. Ob nun die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt oder weibliche Brustwarzen zum Ventil zerstörerischer Energieschübe werden, das fernöstliche Kino erschließt Sphären der Fantasie, die sich uns schnarchigen Westlern nicht einmal im Traum eröffnen würden. Hitoshi Ozawas „Kunoichi – Lady Ninja“ von 1998 vereint all diese Elemente zu einem Reigen turbulent farbenfrohen Nippon-Trashs. Sein possierlicher Mix aus Tradition und Moderne, Eastern-Epos und Manga-Action, „Lady Snowblood“ und „Azumi“, setzt zum stilistischen Flächenbombardement auf den guten Geschmack an.
Japan in der Tokugawa-Dynastie: Seine Frauen bestellt sich der tyrannische Shogun bevorzugt gegen ihren Willen. Als sich eine der auserkorene Damen verweigert, wird das sie beherbergende Kloster von sieben Dämonen heimgesucht und verwüstet. Das Massaker überleben nur die sieben Töchter eines gestürzten Clanoberen. Zusammen mit dem Samurai Jubei (Regisseur Hitoshi Ozawa, „Dead or Alive“) nehmen sie Rache an den Monstren und sagen dem Shogun den Kampf an.
Mit Rockmusik und kinetischen Schwertduellen schlägt „Kunoichi – Lady Ninja“ in die Kerbe zeitgemäßer Asien-Action. In Sachen Farbgebung und Ausstattung jedoch fühlt man sich nicht selten in die goldene Ära der Siebziger zurückversetzt. Dafür spricht auch die groteske Gewalt, bei der Leiber entzweit und Häupter unter leuchtenden Blutfontänen vom Rumpf getrennt werden. Die optische Ausgewogenheit geht aber auch hier zu Lasten des Inhalts. Die nicht eben originelle Geschichte ist konfus erzählt und schlecht fotografiert, dient im Grunde nur als Aufhänger für eine Flut möglichst realitätsferner Szenenfolgen.
Obwohl der Streifen mit 74 Minuten Spielzeit verschwindend kurzweilig ist, wird der Plot wie so oft auch hier nicht zu Ende gesponnen. Das besorgte die im gleichen Jahr ebenfalls von Hitoshi Ozawa angegangene Fortsetzung. Mit schrägen Masken, nichtigen Dialogen und überzeichneten Figuren ist „Kunoichi – Lady Ninja“ ein Fest für Trash-Wertschätzer. Ob nun die „Ninja-Technik Augapfel raus“ oder eingangs erwähnter Nippel-GAU, der Irrsinn treibt Blüten von geradezu obskurer Güte. Formal nicht ohne Makel, dafür herrlich absurd und digital ohne Klasse getrickst, ist der Streifen Augenfutter der besonderen Art. Zumindest der besonders schrägen.
Wertung: (6 / 10)