Das Geheimnis der Teufelspilze (D 2023)

„Ist das normal, dass ein Mensch so absaftet?“

In klassischen US-Aufklärungsfilmen wie „Reefer Madness“ (1936) wird vor den zerstörerischen Folgen des Drogenkonsums gewarnt. Würdige Erben dieser haltlos übertriebenen Edukationsmaßnahmen sind die Amateurfilmer von P.S.Y.C.H.O. Productions und Violent Art, die mit dem Kurzwerk „Das Geheimnis der Teufelspilze“ einen Fungal-Trip besonderer Güte präsentieren. Oder anders: Dieser Film macht betroffen!

Denn nicht nur die Drogen sind schuld, sondern auch die Bildungsmisere. Eine volle Tüte quietschbunter halluzinogener Pilze (mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum!) auf ein Gewicht von zwei Gramm zu schätzen, wirkt fast wie die subtile Forderung nach flächendeckendem Nachhilfeunterricht für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Aber ohne diese fatale Fehleinschätzung blieben uns wertvolle Erkenntnisse vorenthalten.

Zum Beispiel, dass der zunehmende Einsatz digitaler Spezialeffekte bei den Produktions-Psychos (Crippler Criss tritt diesmal nur namentlich in Erscheinung) ein beachtliches Niveau erreicht hat. Oder dass „Nocta“-Star Jim Aal, der neben Co-Regisseur, Co-Autor, Co-Kameramann und Co-Wasweißich Master W besagte Pilze einschmeißt, ein lebendes Kompendium der weiblichen Geschlechtsanatomie darstellt. Hier können eben alle noch was lernen!

Der Plot geht ungefähr so: abends Pilze konsumieren, morgens blutbesudelt aufwachen und über die bereitliegende Handkamera Filmriss-Rekonstruktionsarbeit leisten. Dass es dabei gewaltreich zugeht, liegt in der Natur der Sache. Splatter-Trash und so. Als Opfer empfiehlt sich eine unbeteiligte Frau (Ska), die im Rausch fachgerecht zerlegt wird. In Notwehr versteht sich.

Folglich suppt der künstliche Lebenssaft eimerweise aus klaffenden Wunden, was Effekt-Spezi, Co-Regisseur, Co-Autor, Co-Kameramann und Co-Wasweißichwas Sebastian Zeglarski („Zombiercalypse“) zu Hochform auflaufen lässt. Die damit verbundene Schmerzhaftigkeit überträgt sich auch auf die Dialoge (Jim: „Ich wusste doch, dass ich sie zum Abspritzen kriege!“), treibt in Sachen absurder Kurzweil aber einmal mehr treffliche Blüten.

Obendrauf setzt es eine Prise Social-Media-Kritik, eine (hehe) Messerspitze Meta-Humor und ulkige Kommentare zu inhaltlichen Ungereimtheiten. Nach einem „Leatherface auf Pilzen“-Finale werden im Abspann noch einmal alle Register der geschmacklichen Grenzsprengung gezogen. Was bei dieser Steigerung von „Das Geheimnis der Zauberpilze“ (2009) bleibt, ist buchstäblich grober Unfug, mit dem P.S.Y.C.H.O. Productions und Violent Art neue Möglichkeiten fürs nächste Großprojekt ausloten. Dann bestimmt wieder mit Blutfluss unter Hochdruck. 8 Bar oder so.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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