Knuckle Puck – Losing What We Love (2023, Pure Noise Records)

Die Wiedererstarkung des Pop-Punks wurde in den vergangenen Jahren u. a. vom größeren Krawallfaktor gestützt. Statt Gesäusel gab es häufiger Ohrlaschen, was sich in der Frühphase auch als sympathisches Charakteristikum von KNUCKLE PUCK erwies. Aber mit gestiegener Reichweite und Veröffentlichungszahl ist auch bei den Chicagoern eine gewisse Routine eingekehrt. „Losing What We Love“, der mittlerweile vierte Langspieler, wirkt ungeachtet des professionellen Produktionsbildes typisch. Das soll nicht als vorgreifendes niederschmetterndes Fazit verstanden werden – denn damit einher geht eine Berechenbarkeit, die Genre-Fans serviert, was sie erwarten. Über weite Strecken der elf Songs aber eben auch nicht mehr.

Als Referenztitel entpuppt sich schnell „The Tower“, der als zünftige Breitseite angelegt ist, neben dem Vorschub aber auch die Melodien (und den mitzerrenden Refrain) bedient. Direkt davor offenbart aber bereits der Opener, „A New Beginning“, eine gewisse Beliebigkeit. Klar geht die Nummer gut ins Ohr. Am Ende der Platte ist der Anfang aber längst vergessen. Trotzdem liefern KNUCKLE PUCK noch immer auf amtlichem Niveau, was sich auch daran ermessen lässt, dass es keine reinen Balladen gibt, sondern nur balladeske Passagen (siehe etwa den Beginn des nach hinten raus lauter werdenden Titeltracks), die innerhalb einzelner Songs mit dem Stimmungsbild spielen. Dazu zählen auch (wieder) seichte Emo-Abstecher, z. B. bei den gelungenen „You & I“ oder „Groundhog Day“.

Auch sie vermitteln den nötigen Abwechslungsreichtum, der sich allerdings nicht durchweg in Songs niederschlägt, die unbedingt in den Gehörgängen verweilen. Über die Wiedererstarkung des Genres muss die Anhängerschaft von Band und Pop-Punk insgesamt aber nicht wirklich debattieren. Denn dafür bietet auch „Losing What We Love“ noch ausreichend Gefälligkeitspotential. 

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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