Ein nicht unerheblicher Teil der arbeitenden Weltbevölkerung ist im Berufsleben vermutlich schon einmal von einem selbstherrlichen, egomanischen oder inkompetenten Chef drangsaliert worden. Pech hat, wem dies in Amerika geschieht. Denn während in Deutschland und auch der Schweiz wohlwollend formulierte qualifizierte Arbeitszeugnisse gesetzlich vorgeschrieben sind, können die in den USA typischen Empfehlungsschreiben potenziell auch den karrieristischen Todesstoß bedeuten. Aber was soll man tun, etwa ein Mordkomplott gegen den missgünstigen Vorgesetzten schmieden?
In „Kill the Boss“ – der Originaltitel „Horrible Bosses“ schien für den deutschen Markt wohl zu unverständlich – scheint dies für Finanzberater Nick (Jason Bateman, „Wie ausgewechselt“) der einzige Ausweg. Den Demütigungen seines soziopathischen Vorgesetzten Dave (superb: Kevin Spacey, „Margin Call“) überdrüssig, zieht er zumindest in Gedanken die Ermordung des verhassten Unmenschen in Betracht. Bei seinen Freunden Kurt (Jason Sudeikis, „Verrückt nach dir“) und Dale (Charlie Day, „It’s Always Sunny in Philadelphia“) rennt er damit offene Türen ein.
Buchhalter Kurt wird vom koksenden und moralresistenten Bobby (schräg: Colin Farrell, „Fright Night“) geplagt. Der Sohn des von ihm verehrten Unternehmers Jack (Kurzauftritt für Altstar Donald Sutherland) übernimmt nach dem plötzlichen Tod des Vaters die operativen Geschäfte. Zahnarzthelfer Dale hingegen wird von seiner sexuell aggressiven Chefin Julia (zügellos: Jennifer Aniston, „Der Kautions-Cop“) belästigt. Und auch wenn Nick und Kurt das Dilemma daran nicht unbedingt klar wird, beschließt das Trio in der Not die Beseitigung ihrer Arbeitgeber. Dass dies leichter gesagt als getan ist, sollte bei der mangelnden Kaltblütigkeit der Komplotteure auf der Hand liegen.
Also ist professionelle Hilfe gefragt. Nur sind die Tipps des zufällig in einer Bar aufgetriebenen selbsternannten Mord-Beraters ´Motherfucker´ Jones (Jamie Foxx, „Valentinstag“) wenig hilfreich. Und so schlittern die verhinderten Killer, die in Anspielung an Hitchcocks „Der Fremde im Zug“ oder DeVitos „Schmeiß‘ die Mama aus dem Zug“ die gegenseitige Ermordung der vorgesetzten vereinbaren, von einem Fettnapf in den nächsten. Und obwohl „Horrible Bosses“ der wunderbar schwarzhumorigen Prämisse schlussendlich nur bedingt gerecht wird, hat Regisseur Seth Gordon („The King of Kong“) eine schräge und ungemein wortwitzige Farce geschaffen.
Dass die Figuren kaum ausgearbeitet bleiben und letztlich nur überspitzten Stereotypen genügen, wird durch die hochkarätigen Darsteller egalisiert. Der zweifache Oscar-Preisträger Spacey und die überraschend unflätige Aniston setzen früh Höchstmarken, denen der leider zu wenig eingebrachte Farrell nicht folgen kann. Hervor sticht aber insbesondere der umwerfend komische Charlie Day, der fast jede Szene stiehlt und den Durchbruch auf der Leinwand damit endgültig vollzogen haben dürfte. Mehr Tiefe und vor allem Biss hätte es schon sein dürfen. Temporeiche und bisweilen urkomische Unterhaltung ist mit den verhinderten Job-Rächern aber garantiert.
Wertung: (6,5 / 10)