Virus (USA/GB/F/D/J 1999)

„No more of that ‘Twilight Zone‘ stuff.“ – Captain Everton

Für Horror-Ikone Jamie Lee Curtis („Halloween“) ist es einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Mindestens aber das schlechteste Kapitel ihrer langen Schauspielkarriere. Die Rede ist von „Virus“, dem Regiedebüt (und bis heute einzigen Kino-Langfilm) des bevorzugt für James Cameron tätigen Effektspezialisten John Bruno. Für seine Mitwirkung an „Abyss“ (1989) erhielt er einen Oscar. Von derlei Würden ist der simple Science-Fiction-Horror galaktisch weit entfernt. Curtis‘ Ansicht muss das trotzdem nicht zwingend Recht erteilen. Denn der Unterhaltungswert des gescheiterten Genrewerks ist noch immer solide – bisweilen gerade ob der nur zu offensichtlichen Makel.

Die Idee samt Original-Drehbuch stammt von Chuck Pfarrer („Darkman“). Da die Tricktechnik Anfang der 1990er aber noch nicht so weit ausgereift war, um die Anforderungen seines Skripts zu erfüllen, veröffentlichte er die Geschichte als Comic bei Dark Horse. Als sich das Millennium näherte und CGI das Kino revolutioniert hatten, war der Stoff reif für die große Leinwand. Das einzig clevere Moment des Streifens findet sich allerdings im Titel. Denn der in Medizin und Computertechnik verbreitete Virus-Begriff bezieht sich nicht etwa (alleinig) auf das außerirdische Energiewesen, das ein hochtechnisiertes russisches Forschungsschiff in Beschlag nimmt, sondern die Menschheit. Nach kurzer Studie deren grausamer Historie befindet die Macht aus dem All nämlich, dass die selbsternannte Krone der Schöpfung vom Antlitz der Erde getilgt gehört.

Für deren Ausrottung benötigt der formlose Aggressor aber paradoxerweise humanoide Ersatzteile, um sich ein Geschwader todbringender Lego-Technik-Ausputzer zu basteln. Zur Erde, respektive den isolierten Hauptcomputer des Schiffes, gelangte das Wesen nach einer Kollision mit der Raumstation MIR. Eine Woche später stoßen Schlepper-Kapitän Everton (Donald Sutherland, „Die Körperfresser kommen“) und Crew (u. a. Marshall Bell, „Total Recall“) im Auge eines Taifuns auf das havarierte Schiff. Die Erwartung einer stattlichen Belohnung wird bald durch jähes Entsetzen abgelöst, wenn Navigatorin Kit Foster (Curtis) und Maschinist Steve Baker (William Baldwin, „Fair Game“) nach einem Weg fahnden, das eigene Überleben zu sichern und die außerirdische Intelligenz davon abzuhalten, das Festland und damit weiter verzweigte Rechnernetzwerke zu erreichen.

Das von Klischees gesäumte Unheil nimmt über blutbesudelte Make-Up-Effekte – sowie bei „Alien“ (1979), „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) und vor allem „Moontrap“ (1989) zusammengeklaubte Stimmungsfitzel – seinen Lauf. Als einzige Überlebende der russischen Besatzung darf Joanna Pacula („Tombstone“) Aufklärungsarbeit leisten. Neben ihr kämpft auch Cliff Curtis („Octalus“) um Leib und Leben, hat der Überlebensgarantie von Namensvetterin Jamie Lee und Baldwin-Bruder William aber wenig entgegenzusetzen. Darstellerisch bekleckert sich hier niemand mit Ruhm. Das lustlose Overacting von Schauspiel-Veteran Sutherland als seniler Seebär ist aber wahrlich die Kirsche auf dem Kothaufen. Oder umgekehrt. So überzeugen im von Gale Anne Hurd („Terminator“) produzierten B-Film mit A-Budget einzig die Tricks. Der Rest ist ein einziges Versäumnis mit vereinzelten Schauwerten.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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