Karate Tiger 8 – Fists of Iron (USA 1995)

Früher war es so: Man stapfte in die Videothek seines (oder ihres) Vertrauens und sortierte bereits beim Blick auf die Verleih-Cover vor, welche Filme für die Ausleihe berufen waren. Manchmal genügte bereits der Titel. Oft genug, wenn „Karate“ oder „Kickboxer“ darin vorkam. Gerade bei der vermeintlich endlosen „Karate Tiger“-Reihe, die bis Mitte der 1990er neun Filme unterschiedlicher Originalbetitelung – darunter die ersten beiden „No Retreat, No Surrender“-Teile, „Kickboxer“ eins und drei oder „Best of the Best“ – vereinheitlichte, schlugen Fan-Herzen augenblicklich höher. Dass die renommierte (Fake-)Marke des Verleihers Ascot kein Qualitätssiegel stellte, störte nicht weiter. Es ging schließlich um Handkanten-Action der B-Kategorie. Nicht mehr, aber auch keinesfalls weniger.

Bei „Karate Tiger 8“ (Originaltitel: „Fists of Iron“) schreit die Machart so vehement 90er heraus, dass es aus nostalgischen Gesichtspunkten eine helle Freude ist. Um mit Richard W. Munchkins (inszenierte auch die ersten beiden „Ring of Fire“-Teile, die hierzulande als Part zwei und vier von „Bloodfist Fighter“ vertrieben wurden) Streifen Spaß zu haben, ist ein dickes Fell allerdings vorteilhaft. Denn abseits der für US-Verhältnisse überdurchschnittlichen Martial-Arts-Einlagen rangiert eine Stupidität, die mindestens verblüfft. Und fraglos amüsiert. Das beginnt bei Hauptfigur Dale (Michael Worth, „Karate Tiger 7“), einem Automechaniker, der bei seiner Einführung gleich einen unzufriedenen Kunden von hünenhafter Statur aus den Latschen boxt. Ob dafür die Versicherung aufkommt?

Der Plot nimmt Fahrt auf, als Dale von Freund Matt (mit einem Hemd, das eigentlich die Fashion-Polizei auf den Plan rufen müsste: Nicholas Hill, „Death Match“) auf eine Party des kriminellen Unternehmers Gallagher (Marshall Teague, „Road House“) geschleift wird. Der lässt im Garten seines Anwesens Kampfkünstler zwecks Wettgeschäft gegeneinander antreten. Als Champ wird der Osteuropäer Bragg (Deutschland-Export Matthias Hues, „Kickboxer 2“) vorgestellt, der Matt während einer Herausforderer-Runde glatt zu Tode prügelt. Dale sinnt auf Rache, bekommt aber bereits beim Bewährungskampf mit einem von Gallaghers Schergen die Visage poliert. Da hilft nur das Eingreifen (und Montagen-intensive Training) durch den strauchelnden Tyler Greene („Flash Gordon“ Sam Jones) und dessen Partner Daniel Lee (Eric Lee, „Bloodsport 2“). Müßig zu erwähnen, dass die beiden noch eine Rechnung mit Gallagher zu begleichen haben.

Körperliche Gewalt bleibt in der hier dargestellten Parallelwelt für alle Beteiligten meist eine auf überschaubare Blessuren reduzierte Gaudi. Das hilft, die Dramaturgie in seichten Gefilden zu verorten, wo auch Seifenoper-Elemente Raum finden, die neben Dales Vaterrolle die zart knospende Romanze zu Gallaghers Gespielin Julie (Jenilee Harrison, „Prime Target“) umfasst. Das beschert dem Konflikt mit dem Bösbatz die nötige Übertreibung und dem Plot die Anmutung einer Foto-Love-Story aus der BRAVO. Angestrengt emotionale Bilder inklusive. An Unterhaltungswert, wenn auch meist abseitigem, mangelt es nicht und die zwar unblutigen, dafür mit ansehnlichen Choreographien und Zeitlupen versehenen Fights hieven zumindest die Action über Durchschnitt. Was die Videothekenklientel früher erhellte, genügt damit heute noch für brauchbare Zeitverschwendung mit amtlichem Nostalgiefaktor.     

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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