Kali Masi – [laughs] (2021, Homebound Records/Take This to Heart Records)

„Seems like nothing ever changes these days.“ – ‘Guilt Like a Gun’

Kann es das noch geben, Punk-Rock fürs anspruchsvolle Gemüt? Die Antwort ist simpel: aber selbstverständlich! Einen Beleg liefern KALI MASI mit ihrem jüngsten Langspieler „[laughs]“. Denn was die Chicagoer mit ihrer zweiten Platte abliefern, ist ein schieres Füllhorn an Tonalitäts- und stilistischen Richtungswechseln. Dabei steht der individuellen Klasse nie im Wege, dass momentweise Erinnerungen an Bands wie THE MENZINGERS, THE GASLIGHT ANTHEM oder POLAR BEAR CLUB aufkommen.

Die genannten Genre-Vertreter pflegen ihren ganz eigentümlichen Sound. KALI MASI kreieren aus den verschiedenen Einzelelementen ein Potpourri, das die Leichtigkeit im Schwermütigen auslotet (siehe „Paint Me Jade“). Die Stimme bleibt meist hell und erhebt sich nur vereinzelt. Das Tempo wirkt häufig zurückgenommen, um an den Nahtstellen von ruhigen Passagen und instrumentalen Eruptionen größtmögliche Wirkung zu erzielen. Dabei geht der Punk gern im (Indie-)Rock auf, scheut aber auch vor Abstechern in Richtung Alternative (das Nebeneinander beider Spielarten wird in „Guilt Like a Gun“ zelebriert) nicht zurück.

Ihren eigenen Kopf beweisen KALI MASI bereits mit dem erstklassigen Opener „Still Life“, der locker die Marke von fünf Minuten reißt. Es soll nicht der einzig üppig ausgewalzte Beitrag bleiben. Doch das Verblüffende daran: „[laughs]“ mangelt es zu keiner Zeit an Kurzweil. Und erst recht nicht an Entdeckungsspielraum. Das belegen auch wunderbare Nummern wie „Hurts to Laugh“ oder „Trophy Deer“, ehe „Recurring“ und „The Stray“, obendrein verbunden durch den Klang eines gewendeten Tapes, zum Schluss unverblümt Richtung Tiefton-Rock streben. Wer den Glauben an den Anspruch im modernen Punk nicht verloren hat, wird an dieser Platte lange Freude haben.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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