Mercy Union – White Tiger (2022, Gunner Records)

Es ist keineswegs despektierlich gemeint, Jared Hart als Antwort auf Brian Fallon zu bezeichnen. Denn der auch als Solokünstler aktive Erstgenannte rangiert mit seiner Band MERCY UNION auf dem Debütlangspieler „White Tiger“ streckenweise verdächtig nah am Schaffen von THE GASLIGHT ANTHEM. Aber wen stört das schon? Denn erstens ist neben den großen Vorreitern immer Platz für hochwertige Alternativen, und zweitens bringen Hart & Co. einen entscheidenden Pluspunkt mit: poppige Erhabenheit. Sie zieht sich (in zarter Anlehnung an Künstlerkollektive wie BANDAID BRIGADE) wie ein roter Faden durch die 13 Stücke, die weder vor gekonnt ausgestellten Emotionen, noch vor Pathos mit Streicheruntermalung (siehe „Evergreen“ und „Basements“) zurückscheuen.

Die Platte bietet eine Fülle toll arrangierter Songs – hervorzuheben sind „1998“, die Referenz-Hits „The Void“ und „Prussian Blue“, „The Weekend“ oder „So Long Siberia“ – und einen keinesfalls neuen, im Gegenzug aber beständig mitreißenden Ideenfundus. Damit wird die Melange aus folkig angehauchtem (Indie-)Rock, Punk und (Indie-)Pop zum echten Erlebnis. Da fallen selbst die Paarreimeskapaden in „Redeye“ oder die dezent abfallende zweite Hälfte nicht negativ ins Gewicht. Harts einnehmendes, wie die Instrumentierung vor Melodik strotzendes Organ und die erfrischend unverblümte Herangehensweise machen „White Tiger“ zum Geheimtipp. Nur laut wird es selten. Aber das sind wir von THE GASLIGHT ANTHEM (zumindest auf ihren späteren Werken) auch nicht anders gewohnt.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top