Itchy – Dive (2023, Findaway Records)

Eins ist gewiss: ITCHY wissen, wie man eingängige Songs schreibt. Ob mit deutschen oder englischen Texten, spielt dabei keine Rolle. Das belegt der neueste Streich, „Dive“, der nach dem deutschsprachigen „Ja als ob“ (2020) die Rückkehr zu englischen Lyrics markiert. Dabei werden die Grenzen der in die Musik eingewobenen Genres weiter aufgelöst. Das unterfüttert nicht allein eine mit Crossover-Sprechgesangspassagen, poppiger Melodieführung und Gastsänger Justin Sane (ANTI-FLAG) aufwartende Nummer wie „Burn the Whole Thing Down“ mit einer gewissen Gewöhnungsbedürftigkeit. Allerdings bewies bereits der Vorgänger, dass beim Stilmix der Süddeutschen mittlerweile mit allem gerechnet werden darf.

Aus dieser kreativen Freizügigkeit resultiert auch diesmal ein souveräner Spannungsbogen, obgleich der Charakter der zwölf Songs mehrheitlich vom Nebeneinander von Pop und (Indie-)Rock geprägt bleibt (als Anspieltipps dienen sich u. a. „Thoughts and Prayers“ und „I Lie“ an). Auf dosierte Wucht, wie etwa das eröffnende „Prison Light“, „No One’s Listening“ oder „Hospital“ belegen, mangelt es „Dive“ in diesem Zuge aber nicht. Dass in den Texten auch gesellschaftspolitische Belange aufgegriffen werden, mehrt die Vielschichtigkeit. Der Punk, Ausgangspunkt im Schaffen der Band, erweist sich aber lediglich als Zaungast, der in wiederum poppiger Manier etwa beim locker melodischen Titeltrack durchscheint.

Damit laufen ITCHY fraglos Gefahr, Fans ihrer frühen Werke endgültig zu verprellen. Allerdings muss ihrer Musik, gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung der vergangenen Jahre, eine allgemeingültigere Wirkweise attestiert werden. Die mag mehr denn je auf Kosten der Underground-Anmutung gehen, die Eingängigkeit leidet darunter jedoch nicht. Trotzdem bleibt „Dive“ von einem dezenten Mehr an zum Überspringen animierender Beiträge (siehe exemplarisch „I’m Alright“) überschattet, deren Lässigkeit mitunter ermüdend wirkt. Da gerade die lauteren Tracks aber gekonnt auf die Bewegungsfreude einzahlen, sollte einer positiven Publikumsresonanz (gerade bei Live-Darbietungen) auch diesmal nichts im Wege stehen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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