Smarslies – Abenteuer (2021, STF Records)

Für den reifenden Mann ist Punk noch ein Abenteuer. Es verheißt einen zumindest kurzzeitigen Ausbruch aus dem grauen Alltag. Dies Verdachtsmoment lässt sich durchaus auf die SMARSLIES übertragen, die auf ihrer neuen Scheibe „Punkrock und Bier“ als Motivationsgrundlage deklarieren und in „Alte Zeit“ zur selbstreflexiven Rückschau ausholen. Dass es die Kölner in der Vorzeit durchaus politischer angingen, verdeutlichen die angeflanschten sechs Stücke der 2010 aufgenommenen „Enthirnungsgefahr“-EP.

Um das „Abenteuer“ vielschichtiger zu gestalten, werden die zehn neuen Tracks in Teilen mit englischen Texten versehen. Das führt, insbesondere bei „Fucked Up Day“ und „My Own Way“, zu OhOhOh-lastigem Skate-Punk in 90’s-Manier. Die deutschsprachigen Beiträge können da nicht durchweg mithalten. Vor allem der altbacken doppeldeutige Sexismus des mit Ska-Rhythmus behangenen „Öko Mädchen“ wirkt trotz Augenzwinkern reichlich abgeschmackt. Überzeugender erscheint da schon „Sonnenuntergang“, dessen kritischer Blick auf den Zustand der Welt merklich willkommener anmutet.

Dennoch steht der launige Charakter im Mittelpunkt, was auch das abschließende, inhaltlich aufeinander aufbauende (Suff-)Song-Duo „Das Wochenendlied“ und „Sonntag“ unterstreicht. Die Bonus-EP fällt soundtechnisch zwar etwas ab, dafür trieben die SMARSLIES eine Dekade früher mehr substanzielle Themen um: „Fernsehallergie“, soziale Verkümmerung („Kalte Steine“) oder die mit nostalgischem MTV-/Viva-Bashing verzierte „Generation der Vollidioten“. Mit Nähe zu WIZO und den WOHLSTANDKINDERN bietet „Abenteuer“ in Summe soliden Punk mit Vitaminepillen-Flair – nicht allein, aber doch vorrangig für den reifenden Mann.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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