Kafkas – Ringo (2023, Domcore)

Die KAFKAS haben schon immer die Musik gespielt, die sie wollten. Über Jahre war es deutschsprachiger Punk, dem die Fuldaer u. a. den Klassiker „Sklavenautomat“ (1999) bescherten. Mit „Paula“ (2010) wurde alles anders. Gen Indie tendierte die Band schon vorher, nun aber kam der Synthie hinzu. In der Folge wurde es poppiger, waviger und nicht zuletzt Dance-orientierter. Dem DIY-Grundgedanken blieben sie trotzdem treu. Auch bei „Ringo“, dem ersten Langspieler seit „St. Helena“ (2016); daran rüttelt wenig, dass dieser in Kooperation mit Plattenmulti BMG vertrieben wird.

Die 13 neuen Songs untermauern, dass Reduktion bei den KAFKAS mittlerweile Trumpf ist. Zunehmend leise, dazu gern langsam werden Stücke ausgebreitet, die in den 80ern auch von Dieter Thomas Heck als Teil der „ZDF Hitparade“ hätten präsentiert werden können – so zwischen Andreas Dorau und MÜNCHNER FREIHEIT. An Leidenschaft lassen es die Musiker dabei nicht mangeln. Lediglich der Fokus hat sich verschoben – und mit ihm unweigerlich die Zielgruppe. „Ringo“ bewegt sich zwischen NDW, Indie- und Wave-Pop. Laut wird es also eher selten. Da hilft auch nicht, das zuständige Abspielgerät bis zum Anschlag aufzudrehen.

Aber laut möchten die KAFKAS längst mehr sein. Und wütend ohnehin nicht. Eher schon gefühlvoll, ohne allzu seicht daherzukommen. Dafür stehen klasse Beiträge wie „Die Königin“, „Wenn ich so viel vergesse“ oder das vergleichsweise flotte „Mir ist so vieles nicht egal“, das wie das mit Falco-Hommage versehene „Baut es höher“ zumindest textlich an den Punk-Geist der Vergangenheit anknüpft. Zu den Anspieltipps dürfen auch „Lieber Gott“ und „Gutes Gefühl“ gezählt werden, die als Vorab-Singles bereits 2020 bzw. 2021 vorgestellt wurden. Auch das zeigt: Eile war bei der Fertigstellung von „Ringo“ keine Triebfeder. Entsprechend geduldig sollte auch das lauschende Individuum an die Platte herangehen.  Aber mindestens ein Ohr haben die KAFKAS einfach immer verdient. Allein schon, weil sie beständig die Musik spielen, die ihnen am Herzen liegt.   

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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