Eigentlich hatte man ihn schon vergessen, den ehemaligen Rüpel und Macho, den jungen Mann, der in der Jury bei Shibuya saß. Kennt man nicht? Kein Ding! Auf jeden Fall ist dieser Herr Deutschland jetzt wieder da. Zwischenzeitlich gründete er eine Familie und saß sogar in einer psychiatrischen Anstalt. Unterschiedlicher könnten die Dinge kaum laufen. Zu erzählen hat der Wahl-Berliner also genug. Und das tut er auch auf seinem neuen Album „Der neue Deutschland“ ausführlich. Da schrillen gleich die Alarmglocken, der nächste „Skandal“ scheint vorprogrammiert. Doch mitnichten, der Musiker gibt sich seriöser und musikalisch durchaus abwechslungsreich.
Zumindest dürfte oder könnte „Der neue Deutschland“ viele unterschiedliche Ohren ansprechen. Rockig geht es natürlich zu, auch wenn das Ergebnis immer noch eingängig und poppig genug ist, um im Radio zu landen. Sprachlich muss sich der Musiker nicht mehr beweisen, skandalträchtige Beschimpfungen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen ist auch mal ein ruhiges Duett („Direkt ins Blut“) zu hören, oder man darf zu chilligen Reggae-Rhythmen („Konsum“) die Seele baumeln lassen. Persönlich geht es bisweilen zu („Dean“) und auch kritisch, allen voran in Bezug auf die Musikindustrie. Auch wenn einige Songs eher unbemerkt durchrauschen, da ihnen einfach etwas die Substanz fehlt und auch die Texte manchmal etwas holprig klingen, man mag ihm doch irgendwie den Erfolg gönnen. Er meint es gut und mit seinem neuen Album ist er gewiss nicht schlechter aufgestellt als andere Bands und Künstler, die es in die Charts verschlägt.
Wertung: (5,5 / 10)