House (USA 1985)

„It tricked me. I didn’t think it could, but it did. It’s going to trick you too, Roger. This house knows everything about you. Leave while you can!“ – (Tot-)Tante Elizabeth

In Häusern mit düster bewegter Vergangenheit spukt es. Aus dieser simplen Prämisse hat Hollywood ein ganzes Genre gezimmert. Dabei drückten Beiträge wie „Bis das Blut gefriert“ (1963) oder „Amityville Horror“ (1979) dem „Haunted House“-Horror einen Stempel auf, der bis heute Bestand hat. Eine Variante mit ironischer Brechung ist „House“, den „Freitag der 13.“-Regisseur Sean S. Cunningham produzierte und die Inszenierung Steve Miner („Freitag der 13. Teil 2“) überließ. Mit Komponist Harry Manfredini war ein weiterer Veteran der „Freitag…“-Saga beteiligt. Und ein kommender. Denn als Stunt-Koordinator wird Kane Hodder gelistet, der Serienschlitzer Jason Voorhees in den Aufgüssen sieben bis neun (1988 – 1993) verkörpern sollte.

Allerdings rangiert „House“ sympathisch weit vom zunehmenden Slasher-Einerlei der mittleren 1980er entfernt. Stattdessen liegen Gänsehaut und Humor eng beieinander, wenn Bestseller-Horror-Autor Roger Cobb (wiederholte seine Rolle im mageren „House IV“: William Katt) für die Arbeit an seinem neuen Buch ins herrschaftliche Haus der durch Suizid verschiedenen Tante (Susan French, „Der weiße Hai 2“) einkehrt. Das Gebäude weckt in ihm traumatische Erinnerungen, verschwand Sohn Jimmy (Erik und Mark Silver) doch Jahre zuvor spurlos im Pool. Die Eignerin wusste es schon damals besser: Das Haus hat es getan. Was als Spinnerei abgetan wurde, lässt Roger in der Gegenwart bald an seinem Verstand zweifeln. Dazu trägt auch bei, dass er in seinen (Alp-)Träumen in den Dschungel Vietnams zurückkehrt, wo Richard Moll („Evilspeak“) als hünenhafter Kriegskamerad Big Ben Präsenz zeigt und B-Action im Studiodickicht aufgetischt wird.

Der ironische Quasi-Klassiker, der bis heute kaum an Unterhaltungswert eingebüßt hat, stützt die Grusel-Atmosphäre durch putzige Tricks und stattliches Tempo. So wird Roger Schlag Mitternacht von einem Monster im Schrank heimgesucht, dessen Existenz er in Militärmontur und mit Hilfe von Videokameras sowie Nachbar Harold („Cheers“-Star George Wendt) belegen will. Für die Gesamtgeschichte verfügt diese Episode über wenig Relevanz. Aber Kurzweil ist hier eindeutig Trumpf. Apropos episodisch: Auch der ausgestopfte Schwertfisch an der Wand und verschiedene Gartenwerkzeuge entwickeln plötzlich ein gefährliches Eigenleben. Mehr noch verwandelt sich Rogers Ex-Frau Sandy (Kay Lenz, „Death Wish 4“) in ein hässliches Dämonenweib mit altschulischem Latex-Fatsuit.

Natürlich erkennt der geplagte Schreiberling erst spät den Zusammenhang zwischen Haus-Spuk, Sohn-Verschwinden und eigener Vergangenheit. Die Simplizität von Story (Fred Dekker, „Night of the Creeps“) und Drehbuch (schrieb und inszenierte „House II“: Ethan Wiley) stehen Katts zügelloser Performance jedoch nie im Wege. Vielmehr weckt der spielfreudige Hauptakteur Erinnerungen an die hysterische Glanzvorstellung von Bruce Campbell in der „Evil Dead“-Saga. Auf formaler Ebene punktet „House“ daneben durch die oft rastlose Kamera von Genre-Veteran Mac Ahlberg („Re-Animator“). Im Gesamtpaket also ein gestandenes (Retro-)Vergnügen, bei dem die „Freitag der 13.“-Zuordnung diverser Beteiligter (in einer Nebenrolle dabei: Steven Williams, „Jason Goes to Hell“) zwar kurios anmutet, jedoch nicht als charakterlicher Wegzeiger der Spukhaus-Komödie verstanden werden sollte. Es geht eben auch ohne maskierten Dauer-Schlagetot.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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