Trendphänomen Tiefseeforschung: In der Kinosaison 1989 setzten gleich drei Produktionen auf unerschlossene Meeresbereiche. Deren erfolgreichste und bis heute populärste ist James Camerons „The Abyss“, die anderen George P. Cosmatos „Leviathan“ und Sean S. Cunninghams „Deep Star Six“. Während sich der erste mit einer unheimlichen Begegnung der dritten Art beschäftigte, setzten die anderen beiden auf Schemata des klassischen Monsterfilms. Die unbekannte Lebensform, die die Crew einer Unterwasserstation in Cunninghams Beitrag dezimiert, entpuppt sich dabei als vorzeitlicher maritimer Räuber.
Auf dem Meeresgrund soll die Besatzung der titelspendenden Forschungseinheit eine Raketenbasis errichten. Dem im Weg steht jedoch ein vulkanischer Hohlraum, den Stations-Unsympath Snyder (ganz groß: Miguel Ferrer, „Twin Peaks“) mit großzügiger Sprengladung einebnet. Und das soll nicht die letzte Verfehlung des notorischen Unglücksraben gewesen sein. Das gefräßige Urvieh jedenfalls wird durch die Detonation befreit und dankt den neu gewonnenen Agitationsspielraum mit genregemäßer Randale. Das Setting ist dabei die einzige Novität, spult „Freitag der 13.“-Regisseur Cunningham die Schose doch streng nach Schema F ab.
In der ersten Hälfte beschränkt sich das Skript auf die Vorstellung standardisierter Figuren und ausladendem wissenschaftlichem Geschwofe. Als nach der Sprengung endlich Tatsachen geschaffen werden und erste Opfer zu beklagen sind, steigt die Spannung aber auch nicht über den Meeresspiegel. Zwar ist mit dem Produzentengespann Andrew G. Vajna und Mario Kassar („Total Recall“), Kameramann Mac Ahlberg („Re-Animator“) sowie Komponist Harry Manfredini („Freitag der 13.“) kompetentes Fachpersonal beteiligt, über dem Durchschnitt pendelt sich der immerhin ansehnlich getrickste Tiefsee-Horror aber einfach zu selten ein.
Den Hauptdarstellern Greg Evigan („TekWar“) und Nancy Everhard („The Punisher“) fehlt es als turtelndes Forscherpärchen im Kampf mit der Bestie nicht an Ideen, wohl aber an Charisma. Gegen die Performance von Ferrer ist aber ohnehin kein Kraut gewachsen: Zwischen fluchen und wehklagen besiegelt er mit einer zweiten Sprengung das Schicksal der wissenschaftlichen Station, harpuniert versehentlich den Vorgesetzten (Marius Weyers, „Farewell to the King“) und befördert sich durch verpatzten Druckausgleich bei der eigensinnigen Flucht selbst ins Jenseits. Ferrer und das Ungeheuer bieten manchen Hingucker, insgesamt bleibt „Deep Star Six“ dennoch ein nur mäßiger Film.
Wertung: (5 / 10)