Helloween – Keeper of the Seven Keys: Part I (1987, Noise Records)

Wenn im Metal-Segment von Klassikern die Rede ist, dauert es gemeinhin nicht lange, ehe der HELLOWEEN-Durchbruch „Keeper of the Seven Keys: Part I“ (1987) Erwähnung findet. Nachdem Ur-Frontmann Kai Hansen im Vorfeld der „Judas“-Tour 1986 Unzufriedenheit mit der Doppelrolle als Sänger und Gitarrist beklagt haben soll, wurde der kaum volljährige Michael Kiske (damals bei ILL PROPHECY tätig) als Zweitstimme gewonnen. Allerdings zeigte bereits der erste Langspieler mit seiner Beteiligung, dass er (zumindest für die kommenden Jahre) am Mikro nicht wegzudenken war.

Ursprünglich war „Keepers of the Seven Keys“ als Doppelalbum geplant. Am Ende wurden es zwei separat veröffentlichte und doch untrennbar miteinander verbundene Einzelwerke. Dass Part eins bei aller Klasse noch dezent hinter dem Nachfolger zurücksteht, spricht für den kometenhaften Aufstieg der Kürbisköpfe in den Metal-Olymp. Aus den Hits jener Ära speisen die Norddeutschen bis heute einen Gutteil ihrer Popularität. Das liegt auch am musikalischen Veränderungswillen, der den düster gefärbten Speed-Metal der Anfangstage durch Power-Metal mit leichtfüßiger Note anreicherte.

Das bedeutet mitnichten, die Platte böte keine abgründigen Stimmungsspitzen – beachtenswert erscheint dahingehend bereits das epische, immens vielseitige 13-minütige Schauerstück „Halloween“. Der Unterschied zum Vorgänger liegt in der gesteigerten Zugänglichkeit, die melodisch ausgefeilte Referenzhits wie das optimistisch-utopische „Future World“ oder das religionskritische „Twilight of the Gods“ mit neu erschlossenem Ohrwurmfaktor spicken. Das nach „Happy Happy Halloween“-Flötenauftakt (als Teil des instrumentalen Openers „Initiation“) folgende „I’m Alive“ pflegt hingegen die Speed-Wurzeln, wobei die Hit-Tauglichkeit durch die variable Stimme von Ausnahmetalent Kiske auch hier zweifelsfrei gegeben ist.

Die Kurzweil von „Keeper of the Seven Keys: Part I“ wird dadurch begünstigt, dass die Platte, abzüglich des erwähnten Eröffnungsstücks sowie dem mit Outro-Charakter versehenen „Follow the Sign“ gerade einmal sechs „richtige“ Songs enthält. Deren Fundus wird auch durch das hard-rockige „A Little Time“ und die Herzschmerz-Ballade „A Tale That Wasn’t Right“ bereichert, wobei gerade das letztgenannte Stück die ab „Pink Bubbles Go Ape“ (1991) deutlich hervorstechende Vorliebe Kiskes für ein Mehr an Emotionalität vorwegnimmt. Gegenüber dem vielversprechenden Vorgänger „Walls of Jericho“ (1985) markiert die Platte einen schieren Quantensprung – und gilt nicht umsonst weltweit als absoluter Metal-Klassiker.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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