Guerilla Poubelle – L’ennui (2020, DIY/Gunner Records)

Französisch ist eine grundlegend sinnliche Sprache. Nicht wie die Deutsche, deren Klang Komiker Dylan Moran einmal mit einer die Treppe herunterstürzenden Schreibmaschine verglich. Nein, unsere französischen Nachbarn haben einen Hang zu anmutig melodischen Sprachbildern. Dass sich das naturgemäß nicht verallgemeinern lässt, belegen GUERILLA POUBELLE, die trotz Verzicht auf englische Lyrics weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus Bekanntheit erlangten.

Bei den Pariser Polit-Punks werden die Texte noch rau gegrölt. Keineswegs markerschüttend, aber auf den Stimmbändern mit angemessen rotzigem Belag versehen. Mit einem gesunden Mix aus Melodie und Härte, garniert mit hymnischen Chören und punktiert aufblitzender Hardcore-Prägung untermauert das Gespann seinen Status auch mit „L’ennui“, Album Nummer fünf. Dessen Titel bedeutet übersetzt „Die Langeweile“. Dass von dieser im Zuge der 13 Tracks (in schlanken 30 Minuten) keine Rede sein kann, veranschaulichen an der Basis treibende, daneben aber auch immer wieder um Vielseitigkeit bestrebte Beiträge wie „Les frontières du présent“, „La bataille de Paris“, „Entre Booba et Balkany“ oder „La casse du siècle“.

Dass GUERILLA POUBELLE in Summe gar nicht so furchtbar viel anders machen als etwa die referenziell zu benennenden ANTI-FLAG (die rockigen, vornehmlich melodiebetonten „La chute La chute“ oder „Apocalypse 6:12“ erinnern zudem an GREEN DAY in den späten Neunzigern), gerät ihnen nie zum Nachteil. Die wütenden Botschaften, so weit verständlich, sitzen und die energetische Gesamtleistung dürfte bei Genre-Befürwortern kaum Wünsche offenlassen. Sinnliche Nuancen, und seien sie auch bloß sprachlicher Natur, wären dabei nicht allein deplatziert, sondern gemessen an der Attitüde gar hochgradig unerwünscht.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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