Green Day – Nimrod (1997, Reprise Records)

Bei der Vorbereitung ihres fünften Studioalbums, „Nimrod“, verspürten GREEN DAY offenkundig wenig Druck. Mit „Insomnia“ (1995), dem Nachfolger ihres kommerziellen Durchbruchs „Dookie“ (1994), hatten sie den ersten Stresstest ihrer Karriere souverän gemeistert. Die Kritik am bestenfalls bedingt veränderten Sound fiel erwartbar aus. Doch selbst wenn die Platte dem Vorgänger nicht durchweg das Wasser reichen konnte, erweist sie sich rückblickend doch als Werk mit nachhaltig wachsender Anerkennung. Und das spürbar mehr, als es bei „Nimrod“ der Fall wäre.

Dessen Auftakt „Nice Guys Finish Last“ ist – gerade für alte Fans – ein Einstand nach Maß. Die Nummer hätte auch auf jedem vorangegangenen Album der Band Platz finden können. Allerdings ist der Tenor eine Spur lockerer und nicht von der unterschwelligen Melancholie geprägt, die so vielen alten Stücken des Trios anhaftet. Ähnlich verhält es sich mit „The Grouch“, während das melodienreiche „Redundant“ stellvertretend für das Mehr an poppigen Einflüssen angeführt werden kann. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch „Uptight“ oder das fast lupenrein pop-punkige Finale „Prosthetic Head“.

Dem gegenüber stehen vermehrt rockige Untertöne, etwa bei der Single „Hitchin‘ a Ride“ oder dem durch folkigen Mundharmonika-Einsatz ergänzten „Walking Alone“ – und natürlich klassische, dem Drei-Akkorde-Vollgas-Muster der RAMONES folgende Tracks wie „Platypus (I Hate You)“ oder „Reject“. Mitunter versehen GREEN DAY ihren Sound auch mit traditionellem Rock’n’Roll-Vibe (z. B. bei „Worry Rock“). Das sorgt im direkten Vergleich mit „Insomniac“ für mehr Abwechslung, woran auch das grungig knüppelnde „Take Back“ oder das mit Dixie-Bläsern versehene „King For a Day“ Anteil nehmen. Allerdings muss „Nimrod“ im Gegenzug eine geringere Hitlastigkeit attestiert werden – zumal die Platte mit 18 Songs (in immer noch knackigen 49 Minuten) einfach eine Spur zu lang geraten ist.

Dazu trägt auch bei, dass mehr Nummern als notwendig kaum über den bedingt erstrebenswerten Status „ganz nett“ hinausreichen (siehe etwa „Scattered“, „All the Time“, „Jinx“ oder „Haushinka“). Das umschließt auch, selbst wenn die Mühe im Sinne der Abwechslung nicht ohne Würdigung bleiben soll, die instrumentale Western-Nummer „Last Ride In“. Als Wegweiser für den Nachfolger „Warning“ (2000) dient kurz vor Schluss die Referenz-Ballade „Good Riddance (Time of Your Life)“. Damit nimmt „Nimrod“ im Werdegang der Superstars durchaus den Rang eines Schlüsselwerks ein, das die punkige Zeit mit der kommenden, vermehrt rockigen verbinden sollte.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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