GREEN DAY zählen zu den erfolgreichsten Rockbands der Gegenwart. Betrachtet man die Werke der Kalifornier jedoch anhand ihrer kommerziellen Zugkraft, stellt sich nach dem internationalen Durchbruch „Dookie“ (1994) ein Abwärtstrend ein, der lediglich durch das Meisterstück „American Idiot“ (2004) ausgehebelt wurde. Gemessen an diversen Platin- und Gold-Auszeichnungen von „Insomniac“ (1995) bis „21st Century Breakdown“ (2009) rangiert das Jammern fraglos auf hohem Niveau. Doch zeigte gerade die gefloppte Album-Trilogie „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“ (2012), dass das Interesse an den Mainstream-Punks einen gewissen Dämpfer erfahren hatte.
Beim Folgewerk „Revolution Radio“ musste sich also etwas ändern; ob aus wirtschaftlichem Kalkül oder kreativem Entwicklungsdrang, soll an dieser Stelle nicht bewertet werden. Ergo konzentrierten sich GREEN DAY auf das Erfolgsrezept von „American Idiot“ und „21 Century Breakdown“: politische Messages im Zusammenspiel mit vielschichtigem Stadionrock. Die Rechnung geht auf. Zumindest über weite Strecken. Dabei zeigt insbesondere die Auskopplung „Bang Bang“, dass die Jungs den treibenden Punk keineswegs verlernt haben. Im neuen Jahrtausend zählt die Nummer definitiv zu ihren besten. Daneben (oder besser: im direkten Anschluss) punktet auch der pop-punkige Titeltrack mit hymnischem Refrain und flottem Rhythmus. In eine ähnliche Kerbe schlagen zudem „Bouncing Off the Wall“, „Too Dumb to Die“, „Forever Now“ oder das textlich misslungene „Youngblood“.
Die mannigfaltigen Einflüsse sind, was bei „Revolution Radio“ die Spannung erhält. So gerät die Eröffnung mit „Somewhere Now“ erst folkig (siehe dazu auch „Ordinary World“) und anschließend zünftig rockig. Dass es dabei keineswegs bleibt, zeigt u. a. das poppige „Outlaws“. Während die Nummer als Kontrast zum wuchtigen „Bang Bang“ durchgeht, zeigen „Say Goodbye“, „Still Breathing“ oder „Troubled Times“, wie sehr das Trio mittlerweile im Rock aufgegangen ist. Dessen kernige Grundierung ist vom Sound der 70’s bis 90’s beeinflusst und regt mit Classic- und Alternative-Abstechern zum munteren Haupthaarschütteln an. Über diese kreative Vielseitigkeit fanden GREEN DAY zu alter Stärke zurück. Dass dabei längst nicht jeder Track gleichermaßen packt, mindert die Gesamtklasse lediglich marginal.
Wertung: (7,5 / 10)