Green Day – Awesome As Fuck (2011, Reprise Records)

Es erscheint ein wenig verwunderlich, dass sich GREEN DAY so lange zierten, ein offizielles Live-Album zu veröffentlichen; gerade gemessen an der schieren Fülle qualitativ unzulänglicher Bootlegs. Zunächst mussten sich die Fans jedoch mit vereinzelt eingestreuten, im Falle von u. a. „Tune in, Tokyo…“ (2001) streng limitierten EPs zufriedengeben, die den Geist der energetischen Bühnenshows der Mainstream-Punks auf Tonträgern konservieren sollten. Dann kam „Bullet in a Bible“ (2005), nistete sich international in diversen Charts ein und bescherte den Kaliforniern einen weiteren gewaltigen Erfolg.

Diesem folgte sechs Jahre später der zweite Live-Langspieler: „Awesome As Fuck“. Natürlich entspricht der bemüht anstößige Titel einem Marketing-Kalkül, das dem Massenpublikum den Schein der ewig Unangepassten vorgaukelt. Das Ergebnis aber spricht für sich. Denn die 17 Songs, aufgenommen in 16 Städten auf vier Kontinenten, verfügen nicht allein über eine hochkarätige Soundqualität, sondern umfassen zudem einige Hits, die auf „Bullet in a Bible“ nicht berücksichtigt wurden. Im Falle der Beiträge vom seinerzeit aktuellen Studioalbum „21st Century Breakdown“ (2009), neben dem Titelstück (aufgenommen im Londoner Wembley Stadium) sind es „Know Your Enemy“ (Manchester), „East Jesus Nowhere“ (Glasgow), „Viva La Gloria!“ (Dallas) und „21 Guns“ (Mountain View), erscheint das verständlich – immerhin wurde die neben „American Idiot“ (2004) zweite Rock-Oper des Trios erst nach „Bullet in a Bible“ eingespielt.

Im Zusammenhang der Ergänzung relevanter erscheinen da schon „Cigarettes and Valentines“ (Phoenix), „Burnout“ (Irvine), die Lookout!-Rückgriffe „Going to Pasalacqua“ (Chula Vista) und „Who Wrote Holden Caulfield?“ (New York), „J.A.R.“ (Clarkston), „Geek Stink Breath“ (Saitama), „When I Come Around“ (Berlin) und „She“ (Brisbane). Angereichert werden diverse Nummern mit den gewohnten Publikumsanimationen von Sänger Billie Joe Armstrong, die meist auf kollektive Chöre (und Verzückung) hinauslaufen. Die einzigen Dopplungen mit Bezug zu „Bullet In a Bible“ bilden „Holiday“ (Dublin), das anfangs komplett vom Pulk geschmetterte „American Idiot“ (Montreal), „Wake Me Up When September Ends“ (ebenfalls mit hohem Stimmanteil aus dem Publikum) sowie „Good Riddance (Time of Your Life)“ (beide in Nickelsdorf aufgenommen).

Unter dem Strich also eine klasse (Live-)Ergänzung und nicht zuletzt dankbares Futter für Fans aller Schaffensperioden (und gemessen an der Internationalität der Spielstätten zudem Länder). Zumindest bis zum Ausklang der Nullerjahre. Ergänzt wird „Awesome As Fuck“ – wie bereits „Bullet In a Bible“ – durch eine Live-DVD, die hier aber ein komplettes Set beinhaltet, das GREEN DAY 2010 in Tokio darboten. Die Songauswahl entspricht in weiten Teilen der CD – es fehlen lediglich „Going to Pasalacqua“, „J.A.R“, „Who Wrote Holden Caulfield?“ und „Wake Me Up When September Ends“, dafür sind „Static Age“, „Boulevard of Broken Dreams“, „Welcome to Paradise“, „My Generation“ und „Jesus of Suburbia“ Teil der Show. Der Erlebnisspielraum endet damit auch diesmal nicht nach dem Ende der Audio-Kompilation.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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