Wenn ein Qualitäts-Label wie Bridge 9 eine europäische Band unter Vertrag nimmt, dann muss diese schon bleibende Eindrücke hinterlassen haben. Aber wenn die Bostoner Plattenschmiede für eines steht, dann sind es mitreißende Musikwerke zwischen Kunstfertigkeit und Ohrenterror. Dies feine Gespür bewiesen die Verantwortlichen auch mit der Verpflichtung der britischen GOODTIME BOYS, die das Vertrauen mit dem grandiosen Albumerstling „What’s Left to Let go“ denn auch gleich rechtfertigten. Für eine Folgeplatte bedeutet das natürlich hohe Erwartungen.
Aber die Jungs begehen ihr Zweitwerk „Rain“ losgelöst von jedem Druck und legen eine gereifte und abermals großartige Scheibe mit Tiefgang vor. Dabei zeigt bereits der Auftakt „Washout“ ihren Entwicklungsgrad auf. Statt Geschrei setzt es sanften Gesang, der im Hintergrund von fast sehnsüchtigen Gitarren begleitet wird. Lange an hält diese Zurückhaltung erwartungsgemäß nicht. Doch auch wenn sich die Stimme Alexanders rasch erhebt, melodisch breit gestaffelter und obendrein variabler gehen die GOODTIME BOYS über die Dauer der 12 weitgehend kurz gehaltenen Songs fraglos zu Werke.
Dass sie ihren Post-Hardcore trotzdem grundlegend laut und wuchtig mögen, beweisen Nummern wie „Doubt“, „Life Moves“ oder „Hypocrisy“. Nur steht „Rain“ eben mehr für sorgsam ausgebreitete Strukturen, denen die meist unter drei Minuten belassene Spielzeit nie im Wege steht. Vielmehr versteht sich die Band trefflich auf epochalen Nachhall auf überschaubarem (zeitlichen) Raum. Für zwischenzeitliches Innehalten sorgen „Newspaper“, das instrumentale „Daydreamer“ oder „Folsom“. Insgesamt mag die Platte ein wenig nachdenklicher und sogar gesetzter wirken als der Vorgänger. Weniger intensiv ist die Musik des Fünfers darüber aber keineswegs geraten.
Wertung: (8,5 / 10)