Wie fängt man nur an? Ist es die grundsätzliche Freude über ein neues Album von BOYSETSFIRE? Oder sind es die vielen tollen Erlebnisse, die man mit dieser Band über die Jahre teilte? Von denen liegen manche aber schon 10 oder mehr Jahre zurück. Eine gewisse, leichte Ernüchterung im Rahmen ihres ersten Albums nach sieben Jahren schwingt dann auch mit. Denn „While a Nation Sleeps“ klingt so, als wolle die Band es möglichst vielen Ohren recht machen. Das ist nicht verwerflich und deutete sich schon auf der letzten Tour an. Vielleicht haben sie mit etwas Abstand aber nun auch ihren Frieden gefunden, was mit dem letzten Werk definitiv nicht der Fall war. Spaß soll diese Reunion vor allem machen und dazu wurde auch ein eigenes Label gegründet. Bloß keine Abhängigkeiten mehr. Auch das hört man der Platte an.
Auf „While a Nation Sleeps“ spielt die Band somit vor allem ihre Stärken aus. Gegenüber dem Vorgänger wurden größere Experimente zugunsten bekannter Strukturen vernachlässigt. Dadurch wird das Album zwangsläufig etwas härter. Davon zeugen nicht nur Brecher wie „Everything Went Black“ oder „Far From Over“. Ohne Schnörkel wird hier vor allem wild drauf los geledert. Das bekannte Wechselspiel aus Schreien und klaren Gesangsparts kommt besonders beim starken „Heads Will Roll“ zum Vorschein. Auch der Opener „Until Nothing Remains“ spielt zumindest nach zwei, drei Durchgängen seine Stärken vollends aus.
Kaliber der Größenordnung „Rookie“ oder „My Life In a Knife Trade“ sind auf dem Album aber leider nicht zu finden. Wohl aber ehrliche Hausmannskost, aus der sich zumindest ein paar kleinere Hits herauskristallisieren. Das melodischere und weitgehend klar gesungene „Closure“ oder das hymnische „Phone Call“ zum Beispiel. Diese hätten auch gut und gern auf einem THE CASTING OUT-Album landen können. Mit „Let It Bleed“ wurde zudem ein Song von Grays letzter Band neu eingespielt. Lediglich die etwas beliebigen „Save Yourself“ und „Reason to Believe“ fallen etwas zurück. Trotzdem ist „While a Nation Sleeps“ eine gute Scheibe, die alten wie neuen Fans gerecht wird. Viel mehr ist es für sich allein genommen aber auch nicht. Da hat die neuerliche Zusammenkunft der Band schon etwas mehr Gewicht.
Wertung: (7 / 10)