Christopher Nolan ist ein außergewöhnlicher Filmemacher. Bevor dem „Batman Begins“-Regisseur mit „Memento“ der Durchbruch gelang, hebelte er die narrative Stringenz des Kinos bereits mit seinem Spielfilmdebüt „Following“ aus den Angeln. Das Low Budget-Kleinod gibt sich strukturell ungeordnet, passagenweise gar fragmentarisch. Der Wahnsinn hat Methode, selbst wenn Nolans Blaupause für „Memento“ weit verständlicher, nicht zuletzt greifbarer als eben jener erscheint. In kühlem Schwarz-Weiß und gesäumt von Großaufnahmen steckt das britische Multitalent – Nolan inszenierte, führte die Kamera und schrieb das Drehbuch – sein Spielfeld ab. Die Regeln bestimmt allein er.
Bill (Jeremy Theobald, „Batman Begins“) ist ein verschrobener, arbeitsloser Einzelgänger. Aus schriftstellerischen Motiven – zumindest versucht er sich das einzureden – verfolgt er fremde, willkürlich gewählte Menschen. Als ihn ein wiederholt Beschatteter zur Rede stellt, ist Bill perplex. Denn Cobb (Alex Haw) ist Einbrecher. Doch raubt er nicht einfach Wohnungen aus, sondern genießt es in das Leben anderer einzutauchen, in ihren Besitztümern zu stöbern. Bill wird zu seinem Komplizen und verliebt sich in die blonde Gespielin (Lucy Russell, „Tristan + Isolde“) einer Unterweltgröße. Zusehends verstrickt er sich ein Geflecht der Obsession, das weder durchschaubar scheint, noch Möglichkeiten des Ausstiegs bietet.
Zeitliche Ebenen verschwimmen, die Chronologie wird aufgehoben. Christopher Nolan orientiert sich am Film Noir, deckt von der blonden Femme Fatale bis zur Undurchsichtigkeit des Ausgangs immanente Elemente des Genres ab. „Following“ schlägt Haken, entkommt den Vorahnungen des Zuschauers stetig. Unberechenbarkeit atmend, absorbiert der Film sein Publikum, setzt es vermeintlichen Wahrheiten aus, um im nächsten Augenblick eine ganz andere Fährte zu legen. Der Betrachter verbleibt ohne Durchblick, die Nahaufnahmen von Gesichtern, Händen oder Gegenständen machen eine Orientierung im Raum unmöglich. Die wahren Hintergründe erschließen sich erst, als es längst zu spät ist. Die Falle schnappt zu. Der Regisseur hat sein Ziel erreicht. Er hat das Spiel gewonnen.
Wertung: (8 / 10)