Das Problem mit Marketing ist, dass die auf schnöde Kaufanreize zielende Botschaft bisweilen einer glatten Lüge entspricht. Ein treffliches Beispiel: Das Cover des Thrillers „Gutshot Straight“. Auf dem schwingt die tief gestürzte Action-Wuchtbrumme Steven Seagal („Alarmstufe: Rot“) eine Pistole und nimmt mit dieser Haltung (weitere Abbildungen scheinen der Seagal-Serie „True Justice“ entliehen) einen Großteil des Motivs ein. Das Problem dahinter: In den Anfangstiteln wird Seagal nicht einmal genannt und seine Präsenz beschränkt sich auf wenige Filmminuten.
Allein steht er damit nicht im Spannungsfeld zwischen Cover-Anmutung und Film-Abseits. Denn selbiges gilt auch für Vinnie Jones („Die Todeskandidaten“), der mit gewohnt grimmigem Blick den prolligen Gangster Carl mimt. Mehr Spielanteil hat da schon „Avatar“-Schurke Stephen Lang. Allerdings wird der auf dem Einband als letztes erwähnt. Dafür bringt er den müden Streifen mit seiner Performance zumindest momentweise nach vorn. Was soll man da noch glauben? Das Skript jedenfalls nicht.
In dessen Zentrum steht der meist glücklose und entsprechend verschuldete Spieler Jack (auch als Produzent gelistet: George Eads, „CSI: Vegas“), der seine Zeit bevorzugt an den Pokertischen von Las Vegas zubringt. Dabei macht er die Bekanntschaft des undurchsichtigen Duffy (Lang), der ihm Geld verspricht. Doch das ist an ein unmoralisches Angebot geknüpft, dessen Herleitung zunächst an „Cheap Thrills“ (2013) erinnert, Jack nach einer unfreiwilligen Bluttat aber in Gewissenkonflikte und bedingt sinnhafte Verstrickungen, u. a. mit Duffys Bruder Lewis (Ted Levine, „Monk“), stürzt.
Es wäre glatt gelogen, würde man behaupten, hier gäbe es Nennenswertes zu verpassen. Action ist praktisch nicht vorhanden. Auch dahingehend führt die Beteiligung des am Rande den gemütlichen Pauly Trunks mimenden Seagal in die Irre. „Gutshot Straight“ ist ein kleiner und bewusst klein dimensionierter Thriller mit Indie-Flair. Das könnte als Reizansatz genügen, wäre das erzählerische Tempo nicht so behäbig. Der größte Makel bleibt aber die als Attraktion verkaufte Prominenz, durch die ein Film suggeriert wird, den es letztlich nicht gibt. In diesem Kontext als Randnotiz erwähnenswert: Der Kurzauftritt der überlifteten Tia Carrere („Showdown in Little Tokyo“).
Daneben schaut auch die noch unverbrauchte Fiona Dourif („Cult of Chucky“) vorbei. Einen wesentlichen Part nimmt hingegen AnnaLynne McCord („90210“) ein, die als Duffys junge Gespielin May zum Spielball von Fremdbestimmung und Vertuschung wird. Für Jack bedeutet das konstruierte Querelen, bei deren Lösung ausgerechnet Jones und der in der deutschen Synchronfassung mit lächerlicher Stimmgabe im Abwasser von „Der Pate“ versehene Seagal helfen. So bleibt in Summe ein Neo-Noir-Thriller, der zwar um abgründige Atmosphäre bemüht scheint, in der Hauptsache aber einfach schrecklich fad anmutet. Das Marketing-Geflunker des Covers hilft da keineswegs weiter.
Wertung: (3,5 / 10)