Französisch für Anfänger (D/F 2006)

franzoesisch-fuer-anfaengerDas deutsche Kino treibt in den letzten Jahren eine Blüte nach der anderen. Kleine Meisterwerke wie „Herr Lehrmann“ haben die dunklen 90er Jahre-Komödchen vom Schlage „Harte Jungs“ fast in Vergessenheit geraten lassen. Zwischen diesen beiden sehr extremen Polen siedelt sich der neue Coming-of-Age-Film von Christian Ditter („Verzaubert“) mit dem etwas platten Titel „Französisch für Anfänger“ an – leider mit Tendenz zu den Teeniekomödchen.

Französischunterricht bedeutet für den schüchternen Hendrik (François Göske, „Bergkristall“) die öffentliche Demütigung. Die Sprache ist ihm völlig Fremd und sein etwas exzentrischer Französischlehrer Nouvelleville (Christian Tramitz, „Der Schuh des Manitu“) tut sein übriges dazu, dass Hendrik das Land westlich des Rheins aus tiefer Seele verabscheuenswürdig findet. Als er jedoch erfährt, dass die jüngere Valerie (Paula Schramm, „Schloss Einstein“), in die er heimlich verliebt ist, mit auf den alljährlichen Frankreichaustausch fährt, entschließt er sich spontan, ebenfalls mitzufahren. In der tiefen französischen Provinz muss er nun nicht nur seine Sprachgrenzen, sondern auch die eigene Schüchternheit überwinden, um Valerie auf sich aufmerksam zu machen. Doch ist die Kleine all die Opfer überhaupt wert?

„Französisch für Anfänger“ hat durchaus nette Ideen. Es bieten sich beim intereuropäischen Clash of Civilization eben die ein oder andere Obskurität, die Regisseur Ditter für sich ausschlachten kann. Allerdings bleibt er eigentlich immer hinter seinen Möglichkeiten zurück. Anfänglich können zwar noch nette Flashbacks an die eigene Schüleraustauscherfahrung, wie der unsägliche Kampf mit dem französischen Deckenprinzip, einiges retten, doch spätestens wenn der Dialog „Ist er schwul?“ – „Nein, er ist Franzose“ über die Lippen der Darsteller kommt, ist der Wendepunkt erreich – und das leider ziemlich früh im Film.

Von jetzt an wird ein Klischee ans nächste gereiht. „Französisch für Anfänger“ wird in seiner zweiten Hälfte zu einer recht halbgaren Mischung aus H&M-Spot, Morallehrstück und Wir Sind Helden-Promotion. Und als hätte das noch nicht gereicht, muss dem mit großer Wahrscheinlichkeit juvenilen Kinogänger noch ein Ende präsentiert werden, das Ehrwürdiges von Woody Allen, Kultiges von Louis de Funès und Halbfertiges aus „Soloalbum“ ungefiltert in einen Topf wirft. So verspielt „Französisch für Anfänger“ sein durchaus vorhandenes Potential recht schnell. Die Grundvoraussetzungen für eine gelungene Coming-of-Age-Liebeskomödie sind zwar gegeben, werden aber allzu schnell über Bord geworfen – zugunsten dessen, von dem deutsche Regisseure anscheinend glauben, dass heranwachsende es lustig finden.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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