„Ich höre den Wind. Es ist das Gefühl der Angst und der Furcht, das einem Wind gleich mein Herz überzieht.“ – Masutatsu Oyama
Die besten Geschichten schreibt zumeist das Leben. Filmische Aufbereitungen derer kommen den Machern grundsätzlich entgegen, atmen tatsachenbasierte Stoffe doch zumindest auf dem Papier beständige Authentizität. Im Falle von „Fighter in the Wind“, der lose verknüpften Nacherzählung des Lebens der koreanisch-stämmigen Martial-Arts-Legende Masutatsu Oyama, dominieren schöpferische Aspekte des zeitgenössischen Kinos. Regisseur Yun-ho Yang („White Valentine“) gewährt prachtvollen, von Pathos durchzogenen Bildern den Vorzug gegenüber nüchterner Distanz. Sein Film ist ein packendes Action-Drama, ein flammendes Plädoyer gegen menschliche Erniedrigung und keine realitätsgetreue Biografie.
Obwohl „Fighter in the Wind“ das Schicksal koreanischer Einwanderer im Japan des Zweiten Weltkriegs streift, wird der schwelende Konflikt nie vordergründig visualisiert. Bae-Dal Choi (Dong-kun Yang, „The Last Wolf“) zieht es aus seiner Heimat nach Japan, weil er dort Kampfflieger werden will. Er endet als Kriegsgefangener, wird nach der Niederlage in einem Schaukampf mit Offizier Kato (Masaya Kato, „Crying Freeman“) jedoch freigelassen. Fortan keimt in ihm der Wunsch, den Erniedrigungen des Lebens zu trotzen. Doch erst die Abschottung von der Außenwelt und hartes Training machen aus Bae-Dal Choi den schier unbezwingbaren Kämpfer Masutatsu Oyama.
Geschwind handelt Yun-ho Yang relevante Stationen im Leben des Kampfkünstlers ab. Ein roter Faden erscheint nicht wichtig, die episodische Verkettung steht deutlich im Dienste der Mystifizierung. Beizeiten trägt der Regisseur zu dick auf, opfert die Glaubwürdigkeit nur zu gern reiner Unterhaltung. Die Martial-Arts-Duelle sind wichtiger Bestandteil des Gesamtwerks, dabei jedoch nicht dessen Quintessenz. In gebotener Kürze, nicht selten in Einzelbildern, streckt Oyama seine Gegner nieder. Er bereist das Land, klappert die Dojos ab und fordert die Meister zum Kampf. Bis er am Ende erneut Kato gegenübersteht.
„Fighter in the Wind“ unterstreicht den Quantensprung des koreanischen Kinos in den vergangenen Jahren. Produktion und Ausstattung erreichen internationales Niveau, die Darsteller wissen durchweg zu überzeugen. Das Erzähltempo ist hoch, nimmt für die Veranschaulichung möglichst vieler Facetten im Leben der Hauptfigur Längen wie Lücken billigend in Kauf. Das zweistündige Epos verfügt über viele Schauwerte, schafft über Hochglanzbilder aber keinen unmittelbaren Bezug zur Realität. Davon unberührt erzielt der Film emotionale Wirkung. Kino ist ein Zerrspiegel der Realität. Auf dieser Ebene funktioniert die Vision wunderbar.
Wertung: (7 / 10)