Ultra Force 2 (HK 1985)

Im asiatischen Actionkino waren Frauen deutlich früher etabliert als in Hollywood. So ist der Einfluss der japanischen Ikone Meiko „Lady Snowblood“ Kaji (nicht allein bei Quentin Tarantino) bis heute spürbar. In Hongkong zeigte die Ära der Shaw-Brothers-Produktionen zunächst diverse Aktricen in schlagkräftigen Rollen (u. a. Kara Wai, „The Lady Is the Boss“), ehe sich in den 1980ern Darstellerinnen wie Deannie Ip („Pom Pom“) in den Vordergrund spielten. Ihre Fußstapfen füllten solche wie Michelle Yeoh („Tiger and Dragon“), die im modernen Genrefilm buchstäblich als Vorkämpferin betrachtet werden muss.

Ihren Durchbruch feierte die 1962 geborene Kampfkünstlerin, die vor der Jahrtausendwende auch in den USA Fuß fasste (etwa als schlagkräftiges Bond-Girl in „Der Morgen stirbt nie“, 1997), mit „Yes, Madam!“. In Deutschland wurde der Streifen als zweiter Teil der „Ultra Force“-Reihe herausgebracht, die international unter dem Titel „In the Line of Duty“ bekannt ist. Dass Teil eins, eigentlich „Royal Warriors“ (1986), erst nach der vermeintlichen Fortsetzung gedreht wurde, war aus windiger Verleiherwarte nie ein Problem.

Als Produzent fungierte Sammo Hung („Shanghai Police“), der auch in kleiner Rolle zu sehen ist, die körperliche Darbietung jedoch Yeoh überlässt. Deren schlagkräftige Polizistin Michelle Kwan soll eigentlich Urlaub einlegen, lehrt vor dem geplanten Antritt aber noch ein paar böse Buben (und einen Exhibitionisten) das Fürchten. Endgültig unterbunden wird die Entspannungspause vom debil grinsenden Gangster Tin (James Tien, „The Big Boss“), dessen kriminelle Machenschaften auf einem Mikrofilm dokumentiert sind, der Michelle übergeben werden soll.

Nur wird der Überbringer im Vorfeld von Tins Ausputzer Dick (Dick Wei, „Shanghai Police“) – im Deutschen wurde daraus Django – unter Zuhilfenahme eines Apfels als Schalldämpfer getötet. Ins Visier der Ermittlungen geraten die beiden Diebe Strepsil (John Sham, „Winners & Sinners“) und Aspirin (auch an der Regie beteiligt: Mang Hoi, „Dragon Lord“), die mit Passfälscher Panadol (Tsui Hark, „Peking Opera Blues“) unter einer Decke stecken. Auch sie geraten ins Visier von Tin und Gefolge – darunter Mad-Dog (Fat Chung, „Powerman 2“), dessen lachhafte Revoluzzer-Kostümierung in der hiesigen Fassung den Rollennamen Carlos forcierte.

Bei so viel Gesindel kann Michelle schlagkräftige Unterstützung gebrauchen, die sich in Gestalt von Cynthia Rothrocks („Righting Wrongs“) Scotland-Yard-Ermittlerin Carrie Morris nach rund einer halben Stunde vorstellt. Mit Debütantin Rothrock sorgt Yeoh (nach der üblichen Gewöhnungsphase) für Martial-Arts-Keilereien vorderster Güteklasse. Allein der Showdown in Tins Villa bietet Fights und Glasbruch-Stunts, die zum Staunen verleiten. Im Vorlauf bleibt das u. a. von Barry Wong („Hard Boiled“) ersonnene Skript aber zu lange bei den Klein-Gaunern, was eine Fülle schlichter Scherze hofiert, die an Kino-Legende Hark die volle Klaviatur von Slapstick und Melodramatik veranschaulicht.

Ausgewogen erscheint „Yes, Madam!“ darüber nie. Aber die spektakuläre Action-Inszenierung von Regisseur Corey Yuen („Fong-Sai Yuk“) und das typische Schaulaufen bekannter Gesichter – u. a. der an der Produktion beteiligte Wu Ma („A Chinese Ghost Story“), Richard Ng („Miracles“), Shaw-Brothers-Ikone David Chiang („Das Schwert des Gelben Tigers“) oder Melvin Wong („Eastern Condors“) – sorgen für stattlichen Unterhaltungswert. Entdeckungswürdig bleibt der Prototyp moderner „Fighting Femmes“-Filme damit allemal. Nur muss dabei einmal mehr der gewöhnungsbedürftige Kontrast zwischen Gewalt und Komik verdaut werden.  

Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

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