Ultra Force (HK 1986)

Der geneigte Action-Connaisseur muss die in Hongkong während der 1980er produzierten Genre-Perlen einfach lieben: pfeilschnelle Kampfszenen, ruppige Shootouts und halsbrecherische Stunts, dazu kruder Humor und Stars, die später auch international für Furore sorgten. Ein Beispiel ist Michelle Yeoh („Police Story III – Supercop“), die am Anfang ihrer Karriere noch mit Nachnamen Khan gelistet wurde. Zu ihren spektakulären Frühwerken zählt „Royal Warriors“, der in Deutschland den Auftakt der imaginären „Ultra Force“-Reihe markiert. Anders als etwa bei „Karate Tiger“ hat die seriale Einbildung auch international Bestand – wenn auch unter dem Titel „In the Line of Duty“.  

Regisseur David Chung, der mit Yeoh im Folgejahr auch „Magnificent Warriors“ drehte, tat sich in der Hauptsache als Kameraverantwortlicher hervor und bebilderte u. a. den Klassiker „Once Upon a Time in China“ (1991). Auf einer ähnlich erlesenen Optik fußt sein Actionkracher nicht. Formal regiert eine Zweckmäßigkeit, die den Fokus auf die Inszenierung des mit Handkanten und Schusswaffen ausgetragenen Kleinkriegs zwischen drei Cops und einer Bande Terroristen legt. Auslöser ist die Überführung eines Schwerverbrechers (Shaw-Brothers-Regularie Michael Wai-Man Chan, „Die Eroberer“) per Flugzeug, die durch einen Kompagnon gewaltreich unterbunden wird.

Während die Exposition auf tiefschürfende Charakterprofile pfeift, rauft sich ein Trio zusammen, um Tag und Passagiere zu retten: Polizistin Michelle Yip (Yeoh), Flugmarshall Michael Wong (äh… Michael Wong, „Knock Off“) und der japanische Interpol-Agent Peter Yamamoto (Hiroyuki Sanada, „Last Samurai“). Gemeinsam können sie die Unholde ausschalten, geraten damit aber auf die Abschussliste zweier Komplizen (u. a. Bai Ying, „Ein Hauch von Zen“). Als verbindendes Loyalitätsmoment genügen gemeinsame Kampfeinsätze beim Militär. Mehr braucht es nicht, um die Welt in Flammen stürzen zu wollen.

Apropos Brandherde: Persönlich wird die Angelegenheit, als Peters Familie durch eine Autobombe getötet wird. Die daraus resultierende Verfolgungsjagd zeigt nebst reichlich Blechschäden die mangelnde Rücksichtnahme auf Zivilpersonen. Nur Michaels Wagen kann sich auf selbstheilende Kräfte verlassen. Als exemplarisches Beispiel für die Fülle an Anschlussfehlern möge das genügen. Wenn in „Ultra Force“ (deutscher Alternativtitel: „Hongkong Cop – Im Namen der Rache“) gerade einmal nicht der Körperlichkeit Vorzug gewährt wird, schleichen sich Füllszenen ein, die sich u. a. den aufdringlichen Bestrebungen Michaels widmen, Michelle zu erobern.   

Neben der heftig krachenden, bisweilen üppig blutbesudelten Action bleibt erzählerisch wenig zu holen. Emotional wird es mit dem Freitod einer Hauptfigur (der riskante Sturz durch ein Glasdach ist eine der Referenzszenen des Streifens), der die obligatorische Dienst-Quittierung (als Vorgesetzter dabei: Kenneth Tsang, „A Better Tomorrow“) und ein Steinbruch-Showdown mit Selbstjustiz-Tendenz folgt, bei dem selbst ein Panzerfahrzeug zum Einsatz kommt. Auch das zeigt: In diesem mit hervorragenden Martial-Arts-Keilereien versehenen Genre-Orkan ist einfach alles möglich. Bereits das macht die 80’s-Klassiker Made in Hongkong so liebenswert.    

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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