Everything in Boxes – Heather (2021, iwishicouldstay)

Emo war gestern. Seiner Gefälligkeit in der Gegenwart beschert das jedoch keine Schräglage. Vor allem nicht, wenn er so einnehmend gereicht wird wie im Falle von EVERYTHING IN BOXES. Das Trio aus Karlsruhe hat seine zweite EP „Heather“ mit vier Stücken ausgestattet, die mit Gefühl, melodischem Geschick und Abwechslungsreichtum Erinnerungen an die Genre-Ausprägungen der späten 1990er wecken. Oder der frühen 2000er. Wie auch immer.

Die Wandlungsfähigkeit zeigt sich in der Gegenüberstellung der Tracks: „Stranger In My Skin“ gibt sich verträumt. Auch gesanglich. Der selbstbewusst rockige Anstrich der Gitarre und das Finale mit Kurz-Choral unterstreichen die Gesamtanmutung des Openers gerade durch die dezente Kontrastierung perfekt. Der veritable Kracher „Darkest Places“ schwingt sich nach stimmlich zurückhaltendem Anlauf zum „wildesten“ Beitrag der EP auf. Der instrumentale Grund erinnert in der Herleitung an den Indie-Punk-Klassiker SAMIAM. Und nach hinten raus werden dank Gastsänger Malte von HIPPIE TRIM sogar die Stimmbänder strapaziert. Glasklar die Referenznummer der EP.

Mit „Tight Smiles“ nehmen EVERYTHING IN BOXES anschließend einen Gang raus, ohne an Dynamik zu verlieren. Der Melodie-Anteil ist wiederum beträchtlich und geradewegs bemerkenswert erscheint, mit welcher Souveränität die Band ihre Stücke in (deutlich) weniger als drei Minuten auserzählt. Der Schlusspunkt „Lonely Summer“ setzt wieder auf vermehrt rockige Klänge, streift dabei aber das von voluminösem Folk-Anteil geprägte Wirken von THE GASLIGHT ANTHEM. In Summe ein rundum gelungenes Song-Quartett, mit dem die drei Urheber vom DIY-Sound bis zu den weitschweifigen Einflüssen genug richtig machen, um die anvisierte Zielgruppe unmittelbar der Sehnsucht nach einer Fortsetzung des musikalischen Reigens zu überlassen.          

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top