Eine EP für (und gegen) die Nostalgiker, die Vergangenheitsschwärmenden, die ewig Gestrigen. Mit seinem neuen Werk, „Im Gestern nichts Neues“, ergründet Singer/Songwriter EVAN FREYER das Für und Wider von Traditionen. Dabei hinterfragt und verklärt er zugleich. Das ist Teil des Konzepts. Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß. Vor allem nicht bei der Musik des Wuppertalers, die nach dem verhaltenen Eröffnungsstück, „Stadt der Nostalgie“, echtes Hitpotential eröffnet: Die Vorab-Single „Tutorial“ ist ein eingängiger Indie-Rock-Knaller, bei dem Stimme und Melodie perfekt harmonieren.
Dass es nach so einem Song schwer wird, mindert die Qualität des weniger flirrenden wie gleichwohl melancholischer gefärbten „Alles besser“ nicht im Geringsten. Nur die Stimme schwingt sich aus Gründen atmosphärischer Zuspitzung erst spät in emotionale Höhen auf. Bei „Kohleofen“ ergreift die Nostalgie auch die Instrumentalisierung, wenn eindrucksvoll der 70’s-Rock gestreift wird. Auch dabei unterstreicht der Bandverbund die Komplexität des Themas. Der klassische Junge mit seiner Gitarre hätte bei der Umsetzung von „Im Gestern nichts Neues“ einfach zu kurz gegriffen.
Dafür steht auch das finale „Stadt verlassen“, dass leise beginnt und sich auf poppigen Pfaden als weiterer Höhepunkt entpuppt. Doch selbst wenn der live gemeinhin allein auftretende Künstler seine neuen Stücke mutmaßlich nicht in Full-Band-Variante präsentieren wird: Ihm und seinem verdienten Publikum wäre es eindeutig zu wünschen. Und das nicht allein, damit die Erinnerung daran in späteren Tagen schwelgerisch aufleben kann.
Wertung: (7,5 / 10)