On Another Planet – Icarus Pt. II (2022, DIY/Intersphere Records)

Als Stefan Neugebauer alias ON ANOTHER PLANET noch vor Beginn der Corona-Pandemie die Apokalypse heraufbeschwor, kam rasch der Wunsch nach einer Fortsetzung auf. Was angesichts der Themenschwere seltsam klingt, findet seine Entsprechung in der Qualität der Werkschöpfung. Denn auf der „Icarus“-EP (2019) erzählt der DIY-Solokünstler vom titelgebenden Protagonisten, der nach dem Weltuntergang allein zurückbleibt – und durch Kontakt zu einer Schicksalsgenossin schlussendlich neue Zuversicht schöpft.

Die vierteilige Fortführung der Geschichte, „Icarus Pt. II“, knüpft daran an, und gibt durch Cover und instrumentale Eröffnung („Spacecrafts“) die Richtung vor: den Weltraum. Hier, im Orbit der Erde, findet Icarus Platz in einer neuen Gemeinschaft. Allerdings könnte die Entfremdung mit stetigem Blick auf die zerstörte Heimat kaum umfänglicher ausfallen. So führt der Titel des Duetts „Hope“ (mit Amy Bevan von BROKEN DREAMS CLUB) unweigerlich in die Irre. Denn die Hoffnung schwindet über „White Noise“ beständig, bis der Finaltrack „All is Lost“ mit den Worten „Sometimes I wish my message had never been received. Even if the view is so beautiful from here. Orbiting a planet that has long been dead. This is going nowhere, we have to admit.” eingeläutet wird.  

Der depressive Tenor wird von sanftem, stimmlich wiederum angemessen unprätentiös vorgetragenem Indie-Rock mit poppigen Abstechern kontrastiert. Dieser beschert den verzweifelten Gefühlswirren eine momentweise Anmut, die zumindest bei der Hörerschaft die Hoffnung erhält, dass auch für Icarus am Ende noch alles gut werden kann. Bezogen auf den gegenwärtigen Zustand unserer Welt mag das allerdings als naives Stemmen gegen die Realität gewertet werden. Hut ab vor solch konsequenter Stimmungsbedrückung.    

„Icarus Pt. II“ ist hier digital und als limitiertes Tape erhältlich.  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top