Christian Slater ist wieder da. In den 80ern und frühen 90ern zählte er zur Speerspitze der jungen Wilden Hollywoods und wirkte in Werken wie „Young Guns II“ und „True Romance“ mit. Spätestens zum Jahrtausendwechsel, nach Rollen u.a. in John Woos „Broken Arrow“ und „Windtalkers“, zeigte die Karrierekurve jedoch zunehmend nach unten. Auftritte in B- und Video-Produktionen wurden zur Regel. Eine Art zweiten Frühling erlebt der mittlerweile 46-jährige gegenwärtig im US-TV. Für seine Mitwirkung in der Serie „Mr. Robot“ wurde er jüngst mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Vor ein paar Jahren war von dieser Wende noch wenig zu spüren. 2012 etwa, als Slater in „El Gringo“ einen Nebenpart an der Seite von Scott Adkins ausfüllte.
Der hat sich in der zweiten Reihe der Krawallstars etabliert und wirkte u.a. in den beiden „Undisputed“-Sequels, „Universal Soldier: Day of Reckoning“ oder „Expendables 2“ mit. Im vorliegenden, von Eduardo Rodriguez („Stash House“) gedrehten Pulp-Actioner verschlägt es ihn als namenlosen Cop nach alter Western-Tradition in ein mexikanisches Grenzkaff. Den Weg dorthin weist der schwergewichtige Tortuga (Peter Bachvarov), der mit einer Schussverletzung den Kofferraum vollblutet – und den Atkins‘ Figur samt Karre in Rauch aufgehen lässt. Auslöser ist eine Tasche voller Geld. Wie er in deren Besitz kam, veranschaulicht ein mosaikartig ausgebreiteter Rückblick auf einen bleihaltig beendeten Polizeieinsatz in der Einöde.
Der damit verbundene Schusswechsel gibt dem insgesamt ohne gesteigertes Tempo abgehandelten Plot Dynamik. Den unterschwellig skurrilen Charakter mehren anbei optische Spielereien wie ins Bild fliegende Polaroids. Die Inszenierung gibt sich betont lässig und fährt eine stattliche Riege an Protagonisten auf – unter ihnen die junge Diebin Flaca (Sofia Sisniega, „Get the Gringo“) und der alternde, natürlich durch und durch korrupte Sheriff Espinoza (Erando González). Eine größere Bedeutung fällt Barbetreiberin Anna (Yvette Yates, „Bloodsucking Bastards“) zu, die den erfolglos nach Wasser fahndenden Gringo in den von Drogenkartellen beherrschten Mikrokosmos einführt. Der erste Auftritt Slaters vollzieht sich erst nach einer halben Stunde. Als Ermittler West folgt er der Spur des abgetauchten Gringos. Seine Bedeutung für die Geschichte bleibt jedoch absehbar.
„El Gringo“, neben Adkins und Isaac Florentine (Regisseur besagter „Undisputed“-Fortsetzungen) übrigens produziert von Action-Papst Joel Silver („Stirb langsam“), ist ein unterhaltsamer B-Streifen, der jedoch ein wenig auf der Stelle tritt. Rodriguez verliert sich in redundanten Szenenfolgen, bei denen Flaca wiederholt die Geldtasche stibitzt und Anna für den Fremden unnahbar bleibt. Die Story ist ein luftiges Nichts, das bemüht launig aufgeblasen auf den Spuren von „Desperado“ wandelt. Besonders deutlich wird das kurz nach der Halbzeit, wenn die von Espinoza befehligte Gang zur Jagd auf den Gringo bläst. Der kontert mit munter comichaftem Scheibenschießen, bei dem in Zeitlupe heftig gestorben und reichlich Kunstblut verspritzt wird. Als Höhepunkt muss das genügen, denn einen klassischen Showdown gibt es nicht. Mehr Rasanz hätte sicher nicht geschadet, als Kontrast zu gängigen Actionstandards funktioniert das Ganze aber überraschend passabel.
Wertung: (5 / 10)