Ich erinnere mich, als wäre es letzte Woche gewesen, tatsächlich aber befand sich die Welt im Jahre des Herrn 1992/1993. Auf dem Schulhof unterhielt man sich nur im Flüsterton. „Tanz der Teufel“, „Zombies im Kaufhaus“ – mythische Filmtitel, die man fast ehrfurchtsvoll beim Namen nannte. „Er hat „Blutgericht der reitenden Leichen“ gesehen!“ Solche Behauptungen konnten damals die gleichaltrigen und noch nicht initiierten Kameraden vor Neid erblassen lassen. Einer dieser schon vom Titel her die Fantasie beflügelnden filmischen ´Meisterwerke´ war natürlich auch „Ein Zombie hing am Glockenseil“. Ja, ja, wir waren eben noch so jung und unwissend.
Ist Raimis Splatterklassiker und Romeros Zombiekult aber auch noch im Erwachsenenalter gern gesehene Horror-Kost, hat bei vielen Metzelfimliebhabern die Faszination für Lucio Fulcis („Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“) „Paura nella città dei morti viventi“ (ital. Originaltitel) mit den Jahren spürbar abnehmen dürfen. Und dafür gibt es eine einfache, weil logische Erklärung: Fulcis Reißer ist einfach große Kacke! Dass diese Positionierung nun natürlich nicht wenige Gorehounds empört aufschreien lassen wird, versteht sich freilich von selbst. Doch einige, für die damalige Zeit sicherlich harte Effekte, welche aber seitens der Torture-Porn-Generation zweifelsohne nur müde belächelt werden dürften, ist gewiss kein Grund, Fulcis zweiten Ausflug ins Zombiefach als Meilenstein des Genres zu titulieren.
Wenn ein idiotisches Drehbuch auf miserables Schauspiel trifft, das besonders in der deutschen Fassung durch eine unerhört miserable Synchronisation noch unangenehmer ausfällt, dann ist Feierabend im Karton. Ein wirklich cooler 80er-Jahre-Horrorsoundtrack von Fabio Frizzi kann da leider auch nur untergehen. Der 1980 entstandene ´Liebling´ der FSK – der Film wurde in drei Schnittfassungen, jede zerschnippelter als die andere, beschlagnahmt! – erzählt die folgende Geschichte: In Dunwich ist die Hölle los! Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Seitdem Pater Thomas (Fabrizio Jovine) sich erhängt hat, passieren in der Kleinstadt, auf den legendären Ruinen der Hexenstadt Salem erbaut – unvorstellbare Dinge. Wenn einem der tote/untote/oder auch irgendetwas dazwischen Mann Gottes plötzlich von der Decke entgegenbaumelt (materialisiert sich dort, wo man gemütlich hängen kann, wie aus dem Nichts), dann ist Gevatter Tod auch nicht weit.
Zur selben Zeit dürfen wir in New York einer spiritistischen Seance beiwohnen. Die junge Marry (Catriona MacColl) wird dank Mantik (und sicherlich auch ein bissl LSD) Zeuge der infernalischen Zustände in Dunwich werden. Doch wohl bekommts ihr nicht, denn das Gesehene ist sooooo schrecklich, dass sie tot umfällt. Na ja, so ganz tot ist sie nicht, was aber kein Grund ist sie nicht beizusetzen. Was ist das doch für ein Glück, dass der Zigarrenfan und Enthüllungsjournalist Peter Bell (Christopher George) ihre verzweifelten Schreie unter der Erde hört! Zusammen machen sie sich auf dem Weg nach Dunwich, und das, obwohl der Ort auf keiner Karte gekenzeichnet ist, finden sie ihn… irgendwie. Dort treffen sie auf Überlebende des Auftakts der *hust!hust!* Apokalypse. Sie müssen den dämonischen Zombiegeistlichen und seine untoten Kumpel eliminieren, bevor die Tore der Hölle geöffnet werden und die *hust!hust!* Apokalypse über das ganze Omniversum hereinbricht!
Weshalb erhängt sich Pater Bell und kommt als Monstrosität zurück? Um damit fast den Untergang der menschlichen Zivilisation zu beschwören? Aus welchem Grund sehen die Astral-Wiederkehrer aus, als hätten sie Kot im Gesicht? Warum hört man immer wieder Affengekreische, obwohl gar keine zu sehen sind und Dunwich auch nicht unbedigt von einem Dschungel umgeben zu sein scheint? Wieso drücken die Zombies ihren Opfern die Gehirne aus dem Schädel, kosten aber nicht davon (haaaallo, Zombies?!)? Wieso sind alle Synchronsprecher in Relation zum Alter der Filmfiguren viel zu jung (der afroamerikanische Cop ist der Brüller!)? Und wie tief kann man sinken, diesen Mist auch noch kritisch zu hinterfragen?
Signore Fulci, das war wohl nix. Und auch wenn sein baumelnder Kadaver in Fankreisen einen guten Ruf genießt, dürften ihn die meisten doch sicherlich nur wegen zwei Szenen in Erinnerung behalten. In der einen penetriert eine Bohrmaschine den kopf von Giovanni Lombardo Radice, in der anderen vomiert ein Mädel die eigenen Gedärme. Der Rest ist wirklich kaum aushaltbares Unvermögen vor und hinter der Kamera. Wenn schon Fulci und Zombies, dann doch lieber seine schlüssigere „Schreckensinsel“. Triviales am Rande: Der junge Tommy Fischer wird von Michele Soavi verkörpert, der 14 Jahre später als Regisseur von „DellaMorte DellAmore“ beweisen sollte, wie man wirklich einen guten Meta-Zombiefilm realisiert. Den hätten meine Horrorfreunde und ich anno 1993 wiederum , welch Ironie, als ganz großen Drecksfilm empfunden!
Wertung: (3 / 10)