Liebe und Kino, das gehört zusammen. Schließlich nährt emotionale Teilnahme an den romantischen Verwicklungen schöner Menschen den Eskapismus, einen Fluchtweg aus der Wirklichkeit. In ihm lässt sich das Herz wärmen, zu Tränen rühren und vom (persönlichen) Happy End träumen. So weit zum Mainstream. Der Independent nähert sich dem Thema gern auf anderen Wegen. Mit Skurrilität, verschrobenen Typen, dem Mut zur Hässlichkeit. Ein prächtiges Beispiel dafür ist Taika Cohens Langfilm-Debüt „Eagle vs Shark“. Eine Liebes-Komödie ohne Gleichen.
Vom Klischee-Tümpel Hollywoods ist der exzentrische Paarlauf sozialer Unzulänglichkeiten weit entfernt. Auch buchstäblich, entstand der Film doch in Neuseeland. Dort, in einem Fast Food-Franchise, lernen sich Lily (Loren Horsley, „The Strip“) und Jarrod (Jemaine Clement, „Gentlemen Broncos“) kennen. Sie, ein unscheinbares, ja schier unsichtbares Mauerblümchen, steht hinter dem Tresen. Er, dem das Wort Nerd in unübersehbaren Lettern auf die Stirn gebrannt scheint, verdingt sich als Videothekar im gleichen Einkaufszentrum. Auf einer Kostümparty kommen sich die beiden näher, in Verkleidung von Adler und Hai.
Als Lily dem unsensiblen Egomanen beim Videospiel-Duell die Stirn bietet, ist auch sein Interesse geweckt. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, das heißt eigentlich folgt der Vorführung von Jarrods (Jugend-)Zimmer grotesker Sekundensex. Aus den Außenseitern wird ein Paar. Doch er kann sich nicht recht auf sie einlassen. Seine schwer fassbare Welt vermittelt ihm die Selbstwahrnehmung eines unerschütterlichen Souveräns. Um dem Genüge zu tun, hat er noch eine Rechnung mit einem einstigen Schulkameraden zu begleichen, der ihn in der Kindheit drangsalierte.
So reist das Gespann in die Provinz, zu seiner Familie, wo sich Jarrod auf die Konfrontation des einstigen Peinigers vorbereitet und heuer soziale Defizite offenbart. Die zwangsläufige Entwicklung der Figuren wird dabei beiläufig formuliert. Sie gewinnt an Selbstvertrauen, er lernt Demut. Nur eben nicht nach gemeingültigem Muster, dafür fehlt es den sympathischen Losern an Identifizierungspotentialen. Cohen, der die Komik neben situativen Spitzen bevorzugt über Gesten und Gesichter erzeugt, findet in der Ruhe der Erzählung und der Natürlichkeit der Bilder optimale Bedingungen für eine liebenswerte Romanze mit Neigung zur Fremdscham. Ein ganz großer kleiner Film.
Wertung: (8 / 10)